Unerwartet kräftiges Auftragsplus

Rüstungsaufträge beleben die Industrie

Im Oktober haben vor allem Großaufträge aus dem Verteidigungsbereich der deutschen Industrie überraschend viele Bestellungen verschafft. Während sich die Binnennachfrage stabilisiert hat, kamen die Order aus dem Ausland nur spärlich.

Rüstungsaufträge beleben die Industrie

Rüstungsaufträge beleben die Industrie

ba Frankfurt

Ein Großgeschäft für Rüstungsgüter hat der schwächelnden deutschen Industrie im Oktober ein unerwartet großes Auftragsplus beschert. Entsprechend hat vor allem die Inlandsnachfrage zugelegt, wohingegen vor allem aus dem Ausland außerhalb des Euroraums weniger Neubestellungen hereinflatterten. Ökonomen werten das vom Statistischen Bundesamt (Destatis) vorgelegte Zahlenwerk daher zwar als erfreulich, sehen aber eher eine Bodenbildung als Trendwende.

Erwartung deutlich übertroffen

Das verarbeitende Gewerbe hat den Wiesbadener Statistikern zufolge im Oktober preis-, saison- und kalenderbereinigt 1,5% mehr Aufträge generiert als im Vormonat. Ökonomen hatten ein Wachstum von 0,4% prognostiziert. Zudem wurde das Plus vom September kräftig von 1,1% auf 2,0% nach oben revidiert. „Der Zuwachs ist schön, Aufträge fehlen dennoch an allen Ecken und Enden“, analysiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Dass das Auftragsniveau um 0,7% unter dem des Vorjahres liegt, „spricht Bände“. Die Aufwärtsrevision des Vormonats reiche immerhin zur Stabilisierung von Produktion und Kapazitätsauslastung. Große Sprünge seien wegen der verstärkten Klagen über Materialmangel aber weiter nicht zu erwarten. „Unternehmen benötigen dringend Schub aus dem Fiskalpaket und bessere Standortbedingungen“, mahnte Krüger. Andernfalls würden Abwanderungsüberlegungen weiter zunehmen.

Der Zuwachs sei „erneut von Großaufträgen vor dem Hintergrund verteidigungswirtschaftlicher Beschaffungen geprägt“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Ohne diese volatile Größe hätte sich ein Plus von 0,5% ergeben. Destatis meldet für den Bereich sonstiger Fahrzeugbau – zu dem Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge zählen – einen Anstieg von 87,1% im Monatsvergleich. Gleichfalls einen positiven Einfluss hatte der Zuwachs in der Metallerzeugung und -bearbeitung um 11,9%. Negativ wirkte sich hingegen der Auftragsrückgang in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen um 16,2% aus.

Ausland schwächelt

„Während sich bei den Auftragseingängen aus dem Inland mittlerweile eine Aufwärtstendenz abzeichnet, bleiben die Order aus dem Ausland – insbesondere von Drittländern – angesichts der handels- und geopolitischen Unwägbarkeiten verhalten und dürften die Exportentwicklung auch weiterhin dämpfen“, mahnte das Wirtschaftsministerium. Die Bestellungen aus dem Ausland sanken um 4,0% zum Vormonat. Dabei stieg das Ordervolumen der Länder im gemeinsamen Währungsraum um 0,1%. Die Bestellungen von außerhalb der Eurozone fielen um 6,5% niedriger aus.

Noch kein Grund zur Zuversicht

Ob die Binnennachfrage nun vom „Investitionsbooster“ der Bundesregierung oder Rüstungsaufträgen getrieben ist, sei aus den Daten nicht herauszulesen, das Plus der Inlandsaufträge um 9,9% sei jedenfalls auffällig, urteilt LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. „Das sieht jetzt immerhin mal ein bisschen nach Bodenbildung aus“, doch „bis wir wirklich Grund für Zuversicht haben, ist noch ein weiter Weg zurückzulegen“. Denn Frühindikatoren und viele Konjunkturdaten zeigten, „dass die allgemeine Stimmung tiefschwarz ist“.

Etwas zuversichtlicher zeigt sich Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, auch wenn er ebenso wie das Wirtschaftsministerium auf die schwache Auslandsnachfrage hinweist, in denen sich „die negativen Konsequenzen der von den USA erhobenen Zölle manifestieren“ dürften. Nach vorne schauend gelte, dass sich die deutschen Firmen in der vierteljährlichen Umfrage der EU-Kommission unter europäischen Unternehmen so optimistisch hinsichtlich ihrer Auftragsentwicklung zeigten wie zuletzt während der Corona-Pandemie, als es zu einem Industrieboom kam. Dass sich der Indikator als richtig erweist, zeige bereits das Oktober-Zahlenwerk. „Der deutliche Anstieg der Inlandsaufträge lässt darauf schließen, dass die höheren Infrastruktur- und Militärausgaben ihre positive Wirkung in der Realwirtschaft zeigen.“