Ruhe vor dem Strafzoll-Sturm
Ruhe vor dem Strafzoll-Sturm
Die Ruhe vor dem drohenden Strafzoll-Sturm
Volle Auswirkungen der US-Handelspolitik kommen erst
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Trotz der Zunahme von Handelskonflikten und geopolitischen Unsicherheiten hat die globale Wirtschaft in diesem Jahr mehr Widerstandskraft als erwartet bewiesen. Noch. Denn die vollen Auswirkungen der amerikanischen Strafzölle kämen erst noch, warnt die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD). „Laut Prognosen wird sich das globale Wirtschaftswachstum abschwächen“, erklärte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Vorstellung des Zwischen-Wirtschaftsausblicks in Paris. „Signifikante Risiken bleiben bestehen, genau wie Bedenken über finanzielle Nachhaltigkeit und Stabilität.“
Das globale Wachstum dürfte sich in diesem Jahr von 3,3% 2024 auf 3,2% verringern, etwas weniger als noch im Juni erwartet. 2026 dürfte es auf 2,9% sinken. In den USA dürfte es 2026 sogar von 1,8% in diesem Jahr auf 1,5% zurückgehen, da die höheren Zölle und der Einbruch der Immigration bei weitem nicht durch die hohen Investitionen in Hightechbranchen wettgemacht werden können, meint OECD-Chefökonom Álvaro Santos Pereira.
Privatkonsum und Industrieproduktion sinken
Die effektiven US-Zollsätze seien Ende August auf 19,5% gestiegen, schätzt er – den höchsten Wert seit 1933. Die vollen Auswirkungen müssten sich jedoch noch zeigen. Vor allem, weil viele Veränderungen phasenweise erfolgten und Unternehmen Zollerhöhungen zunächst über Margen absorbieren würden. Die Folgen seien jedoch bei Investitionsentscheidungen, am Arbeitsmarkt und bei Verbraucherpreisen immer mehr zu spüren. Pereira appellierte deshalb an Regierungen, weiter miteinander zu sprechen, um Handelshemmnisse abzubauen.
In einigen Ländern wie den USA, Frankreich und Italien habe sich der Privatkonsum bereits abgeschwächt, warnt die OECD. Und die Industrieproduktion sei in den letzten Monaten in anderen Staaten wie Deutschland, Brasilien und Südkorea gesunken. Das deutsche Wachstum dürfte schwach bleiben, erwartet die Organisation. Sie hat ihre Prognose für 2025 und 2026 leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 0,3% und 1,1% gesenkt.
Frankreich und Italien gemahnt
In der Eurozone wiederum dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2025 um 1,2% zulegen, 2026 dann nur 1%. „In Deutschland dürfte eine expansive Haushaltspolitik die Konjunktur ankurbeln, doch die erwartete Konsolidierung in Frankreich und Italien wird das Wachstum dämpfen“, meint Pereira. Für Frankreich erwartet er ein Wachstum von 0,6% in diesem und 0,9% im nächsten Jahr, für Italien je 0,6%. Italien müsse seine noch immer sehr hohe Verschuldung weiter abbauen, sagte Pereira. Und Frankreich müsse wachsam mit seinen öffentlichen Finanzen umgehen.