WERTBERICHTIGT

Ruhe vor dem Sturm

Börsen-Zeitung, 2.9.2017 Der vergangene Sommer dürfte als "Konjunktur-Sommermärchen" in die Geschichte der Eurozone eingehen: Vorkrisenwachstum, Vorkrisenstimmung und - dank der (zumindest mit Blick auf die Eurozone) versöhnlichen politischen...

Ruhe vor dem Sturm

Der vergangene Sommer dürfte als “Konjunktur-Sommermärchen” in die Geschichte der Eurozone eingehen: Vorkrisenwachstum, Vorkrisenstimmung und – dank der (zumindest mit Blick auf die Eurozone) versöhnlichen politischen Ereignisse – Vorkriseneinheit. Allerdings hatte dieser Sommer auch etwas von trügerischer Ruhe vor dem Sturm. Momentan laufen Binnen- und Exportnachfrage noch auf Hochtouren. Setzt der Euro seinen Höhenflug allerdings fort, könnte das der Erholung einiger Länder einen herben Dämpfer versetzen. Das Wachstum der Südländer hat im Sommer vor allem vom starken Tourismus profitiert, der bald wieder etwas abklingen dürfte. Zudem befinden sich die Reallöhne in den meisten EU-Staaten nach wie vor auf Vorkrisenniveau. Wenn die Inflation nun wieder anzieht und Arbeiter preisbereinigt weniger in der Tasche haben, sind Reformen für flexiblere Arbeitsmärkte und eine unabhängige Kontrolle dieser Reformen umso nötiger. Statt sich nur über den steigenden Euro zu sorgen, sollte man sich also für den Sturm wappnen. Und das muss auch ohne EZB-Hilfe gelingen.jw