Geldpolitik

Russland stemmt sich gegen Inflation

Russlands Notenbank hat den Leitzins um einen Prozentpunkt erhöht. Die anziehenden Verbraucherpreise sind der Grund dafür. Unternehmer kritisieren die Währungshüter, sie würden das Wachstum abwürgen.

Russland stemmt sich gegen Inflation

est Moskau

Während die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Straffung ihrer Geldpolitik zögert, macht die russische Zentralbank ihrem Ruf, sich entschlossen gegen die rasant steigende Inflation zu stemmen, alle Ehre. Am Freitag erhöhte sie den Schlüsselzins für die Versorgung der Banken mit Geld um einen vollen Punkt auf nunmehr 8,5%. Zuletzt hatte er sich im Herbst 2017 auf diesem Niveau befunden – damals allerdings im Zuge einer längeren Zinssenkungsphase.

Seit März 2021 jedoch, als der Zinssatz das historische Tief von 4,25% erreicht hatte, zieht die Zentralbank die Zügel wieder straffer. Insgesamt hat sie seither den Schlüsselzins ganze sieben Mal erhöht. Auf den Schritt vom Freitag war der Markt vorbereitet worden. Notenbankchefin Elvira Nabiullina hatte jüngst auf einer Konferenz einen deutlichen Zinsschritt angedeutet und erklärt, es sei von entscheidender Bedeutung, auf die hartnäckige Inflation zu reagieren.

Zuletzt hatte die Teuerung kräftig angezogen und 8,1% erreicht. Damit liegt sie nun doppelt so hoch wie von der Zentralbank angestrebt. Bereits am Donnerstag hatte die Zentralbank mitgeteilt, dass die durchschnittliche Inflationserwartung in der Bevölkerung auf 14,8% gestiegen sei – so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Da das Risiko einer weiter anziehenden Inflation bestehe, halte man eine weitere Erhöhung des Schlüsselzinses bei den nächsten Sitzungen für möglich, hieß es am Freitag in der Erklärung der Währungshüter. Dies übrigens trotz der Tatsache, dass die Zentralbank eine nachhaltige Abschwächung der Teuerung bis Ende 2022 auf 4 bis 4,5% erwartet. Wiederholt wurde die Zentralbank von russischen Unternehmern kritisiert. Sie warfen den Währungshütern vor, sie würden mit ihrer straffen Geldpolitik das Wirtschaftswachstum abwürgen.

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