Sabotage und Spionage kosten Wirtschaft 300 Mrd. Euro
Sabotage und Spionage
kosten Wirtschaft
300 Mrd. Euro
Reuters Berlin
Der Schaden für die deutsche Wirtschaft durch Spionage, Sabotage und Datendiebstahl ist in den vergangenen zwölf Monaten auf den Rekordwert von gut 289 Mrd. Euro gestiegen. Er liegt damit um rund 8% höher als im Vorjahr, wie eine Studie des Branchenverbandes Bitkom ergab, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Immer häufiger führe die Spur der Angreifer dabei nach Russland und China. Für die repräsentative Studie wurden mehr als 1.000 Unternehmen aus allen Branchen befragt.
Hybride Attacken aus Russland
Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst warnte eindringlich: „Hybride Kriegsführung durch fremde Staaten ist keine theoretische Gefahr, sie findet heute jeden Tag hundertfach in Deutschland statt.“ Russland trage verstärkt hybride Angriffe vor, während China sich auf Wirtschaftsspionage konzentriere, sagte Sinan Selen, Vize-Chef des Verfassungsschutzes, der die Studie zusammen mit Bitkom vorstellte. „Ich nenne das immer so ein bisschen, die Kronjuwelen zu detektieren und herauszuziehen.“ Russland gehe vielseitiger auch mit Sabotage vor: „Das heißt also Verteidigungsbereitschaft, Verteidigungsstrukturen, aber auch Rüstungsindustrie, Air and Space“, sagte Selen.
Knapp neun von zehn Unternehmen (87%) waren der Umfrage zufolge in den vergangenen zwölf Monaten von Angriffen betroffen. Von diesen konnten 46% mindestens einen Angriff aus Russland feststellen, ebenso viele stellten eine Attacke aus China fest. Die Bitkom-Studie zeigt jedoch auch, dass die Täter am häufigsten aus der organisierten Kriminalität stammen (68%). Dennoch konnten 28% der betroffenen Firmen mindestens einen Angriff einem ausländischen Nachrichtendienst zuordnen – ein starker Anstieg gegenüber 20% im Vorjahr.
Zur Frage einer direkten Kooperation zwischen den beiden Akteuren bei Cyber-Operationen äußerte sich Selen zurückhaltend. „Ich habe zumindest jetzt keine Erkenntnis darüber, dass wir da große umfangreiche Kooperationen dieser Staaten miteinander haben bei konkreten Operationen. Aber das ist auch nur eine Momentaufnahme.“
Cyberattacken verursachen den größten Schaden
Der Anteil, den Cyberattacken am Gesamtschaden haben, stieg auf 70%, was gut 202 Mrd. Euro entspricht. Besonders betroffen sind Unternehmen von Ransomware-Attacken, bei denen Daten verschlüsselt werden und Lösegeld gefordert wird. 34% der Firmen waren davon betroffen, wobei etwa jedes siebte Unternehmen zahlte. Die Bedrohungslage wird als äußerst ernst wahrgenommen: Fast 60% der Unternehmen fühlen sich durch Cyberangriffe in ihrer Existenz bedroht.
Als Reaktion investieren die Unternehmen inzwischen mehr in ihre Sicherheit. Der Anteil der IT-Sicherheit am gesamten IT-Budget stieg auf 18%. Bitkom-Präsident Wintergerst mahnte jedoch, bei den Sicherheitsbudgets müsse man „noch eine Schippe drauflegen“. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und Bitkom empfehlen, ein Fünftel des IT-Budgets für Sicherheitsmaßnahmen aufzuwenden.