G20-Gipfel

Scholz hofft für globale Impfkampagne auf G20

Mit einer gemeinsamen Erklärung reagieren die führenden Industrie- und Schwellenländer auf viel Kritik an der ungleichen Verteilung von Impfstoffen gegen das Coronavirus.

Scholz hofft für globale Impfkampagne auf G20

sp/rec Rom/Frankfurt

Die Finanz- und Gesundheitsminister der G20-Staaten haben sich vor dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs für eine bessere finanzielle Ausstattung und Koordination der Pandemiebekämpfung ausgesprochen. „Wir erkennen an, dass die Finanzierung der Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion angemessener, nachhaltiger und besser koordiniert werden muss“, heißt es laut Reuters in der Erklärung zu dem Treffen in Rom, an dem Finanzminister Olaf Scholz (SPD) teilnahm. „Wir hoffen, dass wir bei diesem Treffen die Basis dafür legen können, dass in Zukunft weitere Länder in größerem Umfang dazu beitragen, dass es überall genügend Impfstoff gibt“, erklärte Scholz, der am Wochenende zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Gipfel der G20-Staats- und Regierungschefs teilnimmt.

Mit der gemeinsamen Erklärung reagieren die großen Industrie- und Schwellenländer auf viel Kritik an der ungleichen Verteilung von Impfstoffen gegen das Coronavirus. Führende Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und Ökonomen wie die Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz und Michael Spence werfen Deutschland und anderen Regierungen mangelnde Solidarität vor. Sie fordern von ihnen Milliardeninvestitionen, um die Pandemie auch in ärmeren Ländern rasch zu überwinden.

Die G20-Finanz- und Gesundheitsminister stellten sich in Rom hinter das Ziel der Weltgesundheitsorganisation WHO, bis Jahresende mindestens 40% der Bevölkerung in allen Ländern und 70% bis Mitte 2022 zu impfen. Künftig sei eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Entscheidungsträgern im Gesundheits- und Finanzbereich erforderlich, heißt es. Damit sollten unter anderem Finanzlücken geschlossen, multilaterale Finanzierungsmechanismen gefunden und neue Instrumente geprüft werden. „Was hier zustande gekommen ist, ist eine gemeinsame Anstrengung, wo viele Länder noch eine zusätzliche Anstrengung unternehmen wollen“, sagte Scholz zur Finanzierung von globalen Impfstoffbeschaffungsinitiativen wie der internationalen Impfstoffallianz Co­vax, die von Deutschland mit 2,2 Mrd. Euro als zweitgrößter Geldgeber weltweit unterstützt wird. Allerdings liegt Covax weit hinter dem avisierten Plan, bis Ende des Jahres 2 Milliarden Impfdosen an Entwicklungsländer auszuliefern.

„Was wir auch diskutieren müssen, ist, wie es gelingt, dass die Impfstoffe tatsächlich in allen Ländern ge­nutzt werden und zu den Bürgern kommen“, betonte Scholz. Bis Ende 2021 soll dazu eine neue Arbeitsgruppe eingerichtet werden. Die Pläne stießen auf Kritik von Entwicklungsorganisationen, die von einem „Country Club der Reichen“ sprachen. Das Vorhaben schwäche die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und „stellt den Multilateralismus kalt“, indem ärmere Länder nicht beteiligt würden. „Was wir brauchen, ist eine stärkere WHO, die 2020 in den Spannungen zwischen ihren Mitgliedern ausgeschlossen wurde und jetzt geschwächt ist“, kritisierte Oxfam gegenüber dpa die Pläne.

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