Immobilienmarkt

Schub bei Hauspreisen nährt Inflationssorgen in Euroland

Zahlen von Eurostat und vom Institut der Deutschen Wirtschaft nähren die Debatte über den anhaltenden Immobilienboom. Das Thema treibt auch die EZB um.

Schub bei Hauspreisen nährt Inflationssorgen in Euroland

rec Frankfurt

Berichte über einen deutlichen Anstieg bei Immobilienpreisen in Deutschland und der Eurozone nähren die Debatte über steigende Lebenshaltungskosten im gemeinsamen Währungsgebiet. Laut der Statistikbehörde Eurostat lagen die Hauspreise im zweiten Quartal in der gesamten Eurozone 6,8% höher als zwischen April und Juni 2020. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zufolge sind die Durchschnittspreise für Eigentumswohnungen 2020 im Mittel um 10,2% gestiegen.

Die Zahlen befeuern die Debatte über den anhaltenden Immobilienboom – und die Frage, ob es Anzeichen für eine Überhitzung oder gar eine Blase gibt. Das Thema treibt auch die Europäische Zentralbank (EZB) um – nicht zuletzt mit Blick auf die Preisstabilität. Die Notenbank plant, Wohnkosten stärker bei der Inflationsmessung zu berücksichtigen. Die Umstellung dürfte aber mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Wohnkosten seien „einer der vielen Inflationsfaktoren, denen die Zentralbanken Rechnung tragen müssen“, hob EZB-Beobachter Frederik Ducrozet, Volkswirt des Schweizer Vermögensverwalters Pictet, nach Veröffentlichung der Eurostat-Zahlen für das zweite Quartal hervor. Würde selbst genutztes Wohneigentum anders als bislang schon jetzt im einschlägigen Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) berücksichtigt, hätte dies die ohnehin steigende Inflationsrate im Euroraum im zweiten Quartal um zusätzliche 0,3 Prozentpunkte nach oben getrieben, schätzt der Ökonom. Noch deutlicher wäre das Plus demnach mit 0,4 Prozentpunkten bei der Kerninflationsrate gewesen, die wegen des Ausschlusses stark schwankender Preise für Nahrungsmittel und Energie als besserer Indikator des allgemeinen Preisdrucks gilt. Mit anderen Worten: Die Inflation im Euroraum, die zuletzt die Marke von 3% überstieg, wäre schon früher im Jahr über das mittelfristige EZB-Ziel von 2% gestiegen.

In Deutschland stand nach Angaben von Eurostat im zweiten Quartal bei den Hauspreisen ein Plus von 10,9% zu Buche. Am stärksten stiegen die Hauspreise aber in Estland (16,1%), Dänemark (15,6%) und Tschechien (14,5%). Experten gehen von weiteren Zuwächsen in diesem Jahr aus.