Schwächster Nominallohnanstieg seit 2022
Schwächster Lohnanstieg seit 2022
Achtes Plus in Folge − Auszubildende mit größtem Zuwachs
ba Frankfurt
Die Arbeitnehmer in Deutschland haben im ersten Quartal wieder mehr Geld in der Tasche. Das achte Plus in Folge fällt Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge allerdings nicht mehr ganz so kräftig aus wie in den vergangenen Quartalen. Die größten Sprünge machten dabei Geringverdiener und Auszubildende.
Die Nominallöhne legten im Jahresvergleich um 3,6% zu. „Dies ist der schwächste Anstieg seit dem Jahr 2022“, ordnen die Statistiker sein. Im selben Zeitraum stiegen die Verbraucherpreise um 2,3%. Damit erhöhten sich die Reallöhne um 1,2%. Als Ursache „für den vergleichsweise moderaten Anstieg“ gilt den Statistikern der Wegfall der Inflationsausgleichsprämie, eine steuer- und sozialabgabenfreie Zahlung von bis zu 3.000 Euro. Zum Jahresende hatten die Reallöhne mit 2,5% noch mehr als doppelt so kräftig angezogen.

Mauer Anstieg für 2025 erwartet
Nachdem die Reallöhne 2024 als Reaktion auf die Kaufkraftverluste in den vier Jahren zuvor so stark zugelegt haben wie seit über 30 Jahren nicht mehr, war für Dominik Groll vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), die langsamere Gangart absehbar. „Für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte kommt erschwerend hinzu, dass zu Jahresbeginn die Zusatzbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung stark gestiegen sind, so dass von dem Plus bei den realen Bruttolöhnen netto kaum noch etwas übrigbleibt.“ In diesem Jahr dürfte der Kaufkraftzuwachs für die Arbeitnehmer merklich geringer ausfallen als im Vorjahr. „Voraussetzung für kräftigere Zuwächse wäre eine deutliche Belebung der wirtschaftlichen Aktivität mit entsprechenden Produktivitätssteigerungen“, betont Groll.
„Für die EZB sind dies gute Nachrichten, weil die Lohnentwicklung perspektivisch zu einer geringeren Inflation im Dienstleistungssektor führen sollte“, urteilt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Allerdings herrsche nach wie vor in vielen Sektoren Arbeitskräftemangel. Die Lohnzuwächse dürften daher in den kommenden Jahren überdurchschnittlich bleiben. „Ein Unsicherheitsfaktor bei dieser Erwartung ist die Entwicklung der künstlichen Intelligenz und das Tempo, mit dem diese neue Technologie in der Lage ist, menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen.“ In der Vergangenheit hätten derart umfassende Innovationen meistens mehrere Jahrzehnte gebraucht, um sich durchzusetzen.
Kaufkraftverlust im Bergbau
Unter den Branchen machen die Statistiker überdurchschnittliche nominale Verdienststeigerungen in der Energieversorgung (6,6%), Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (5,8%) und Information und Kommunikation (5,8%) aus. Vergleichsweise geringe Nominallohnanstiege gab es bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (1,5%) und im Grundstücks- und Wohnungswesen (1,1%). Einen Nominallohnverlust verzeichnen die Statistiker für den Wirtschaftsabschnitt Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Hier gab es 2,4% weniger.
Nach den Verdiensten betrachtet erzielte das Fünftel der Vollzeitbeschäftigten mit den geringsten Verdiensten mit einem durchschnittlichen Nominallohnwachstum von 7,2% den stärksten Anstieg.
Auszubildende mit größtem Zuwachs
Die Verdienste der Vollzeitkräfte insgesamt legten um 3,6% zu, also genauso stark wie die Nominallöhne in der Gesamtwirtschaft. Das oberste Fünftel mit den höchsten Verdiensten verzeichneten ein Plus von 2,7%. Ein überdurchschnittliches Nominallohnwachstum meldet Destatis für Auszubildende (4,2%), deutlich unter dem Schnitt lagen geringfügig Beschäftigte (0,7%).