US-Verbraucherpreisindex CPI

Skepsis gegenüber geringerer US-Inflation

Die Inflation in den USA hat sich im November abgekühlt. Statistische Verzerrungen lassen aber Zweifel an der Verlässlichkeit des Verbraucherpreisindex aufkommen.

Skepsis gegenüber geringerer US-Inflation

Skepsis gegenüber geringerer US-Inflation

Verbraucherpreise steigen weniger als erwartet – Neue Daten als Grundlage

det Washington

Die US-Inflation hat sich im November leicht abgekühlt und könnte die Notenbank veranlassen, ihre nächste Zinssenkung vorzuziehen. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) berichtete, stiegen die saisonbereinigten Preise gegenüber dem Vormonat um 0,2%. Bei der Kernrate, die schwankungsanfällige Energie und Lebensmittelpreise ausklammert, stellte das BLS ebenfalls einen Anstieg um 0,2% fest. Die Jahresrate legte um 2,7% und an der Kernrate gemessen um 2,6% zu. Erwartet hatten Bankvolkswirte im Vorjahresvergleich ein Plus von 3,1%.

Zweifel unter Experten

Ökonomen stehen dem neuen Consumer Price Index (CPI) allerdings skeptisch gegenüber. Denn das BLS wies darauf hin, dass im Gefolge des Shutdown neue Daten benutzt wurden. Demnach hat die Behörde „bei einigen Indikatoren Daten verwenden müssen, die nicht auf Befragungen beruhen“. Als Grundlage für die Unterindikatoren und den gesamten CPI dienen sonst Befragungen von Haushalten und Unternehmen.

Auch fehlten bei einzelnen Komponenten des CPI die Monatswerte. Das wiederum erschwert eine akkurate Analyse und Auswertung der Zahlen. So stiegen die Benzinpreise gegenüber Oktober um 3,0%, während sich Neuwagen um 0,2% und Gebrauchtwagen um 0,3% verteuerten. Darüber hinaus waren aber nur die Jahreswerte verfügbar. Getrieben wurden die Preise demnach von Wohnkosten, die auf Jahressicht um 3,0% stiegen.

Deutlich teurer als im Vorjahr waren auch Öl, dessen Preis um 11,3% zulegte, Lebensmittel, Strom und die meisten Dienstleistungen. „Wir sollten im Februar einen neuen Blick auf die Zahlen werfen“, sagte Joe Brusuelas, Chefvolkswirt bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen RSM. Bis dahin dürften statistische Verzerrungen behoben und ein klarer Trend zu erkennen sein, meint er.

Zinssenkung im März möglich

Den letzten CPI, nämlich für September, hatte das Arbeitsministerium vor sieben Wochen veröffentlicht. Wegen des Verwaltungsstillstands verzichtete das BLS auf einen Bericht für Oktober. Im September hatten sich Konsumgüter auf Monatssicht um 0,3% und an der Kernrate gemessen, um 0,2% verteuert. Dieselben Werte hatte das Handelsministerium für September beim PCE-Preisindex, dem bevorzugten Inflationsmaß der Notenbank, festgestellt.

Aus der Sicht der Notenbank bedeuten die Zahlen, dass die nächste Zinssenkung im ersten Quartal des neuen Jahres folgen könnte. Zwar gilt als sicher, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) bei seiner nächsten Sitzung im Januar auf eine Lockerung verzichten wird. Das FedWatch Tool der CME Group hält nun aber eine Leitzinssenkung im März für möglich. Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit einer Reduzierung um 25 oder sogar 50 Basispunkte bei fast 60%.

Notenbanker gespalten

Zu den weiteren Aussichten haben sich Notenbanker unterschiedlich geäußert. Fed-Chef Jerome Powell beschrieb die Lage der US-Wirtschaft als „sehr ungewöhnlich“. Einzigartig sei, dass beide Komponenten des dualen Mandats, nämlich Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität, gleichzeitig in Gefahr sind. Raphael Bostic, Präsident der Federal Reserve von Atlanta, meinte diese Woche, dass es „die Glaubwürdigkeit der Fed gefährdet, wenn wir zu lange eine Überschreitung des Inflationsziels dulden“.

Powell ist überzeugt, dass US-Präsident Donald Trumps Einfuhrzölle einen einmaligen Inflationsschub ausgelöst haben. Dies mache sich darin bemerkbar, dass die Teuerung fast ausschließlich von Waren ausgeht, die mit Abgaben überzogen wurden. So wie die meisten seiner Kollegen im FOMC meint Powell, dass das geringe Stellenwachstum derzeit das größere Risiko darstelle. Der Leitzins befinde sich bereits „am oberen Ende des neutralen Bereichs“. Deswegen könne sich die Fed mit weiteren Lockerungen Zeit lassen.  

Plädoyer für aggressive Lockerungen

Eiliger hat es hingegen Stephen Miran, der aggressivere Zinssenkungen befürchtet. Miran ist der Auffassung, dass die zugrundeliegende Teuerung näher am zweiprozentigen Inflationsziel der Fed liegt als der CPI und der PCE-Index. Deswegen hat er bei den letzten drei FOMC-Sitzungen für stärkere Senkungen votiert als seine Kollegen. Seine Argumente sind vor einem besonderen Hintergrund zu verstehen: Miran hat neben seiner Rolle als Fed-Vorstandsmitglied die Position als Trumps Chef des Council of Economic Advisers (CEA) behalten.