Schweiz

SNB erwartet leicht steigende Inflation

Die Verwundbarkeit des Hypotheken- und Immobilienmarktes hat nach Ansicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in den vergangenen Quartalen weiter zugenommen. Gegenmaßnahmen hat die Notenbank entgegen den Erwartungen vieler Beobachter aber noch...

SNB erwartet leicht steigende Inflation

dz Zürich

Die Verwundbarkeit des Hypotheken- und Immobilienmarktes hat nach Ansicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in den vergangenen Quartalen weiter zugenommen. Gegenmaßnahmen hat die Notenbank entgegen den Erwartungen vieler Beobachter aber noch nicht angekündigt.

Thomas Jordan, der fünf Wochen nach einem operativen Eingriff auf seinen Posten als SNB-Chef zurückgekehrt ist, bekräftigte am Donnerstag in einer Telefonkonferenz zur geldpolitischen Lage die zuletzt deutlich verstärkten Warnsignale seines Stellvertreters Fritz Zurbrügg.

Die auch für die Wahrung der Finanzstabilität zuständige SNB muss seit der Finanzkrise mit der Sorge leben, dass ihre eigene Politik des billigen Geldes der Gefahr einer Immobilienblase Vorschub leistet. Die SNB hält seit sechs Jahren mit einem negativen Leitzins von –0,75% den Weltrekord. Dem Institut sind im globalen Ultratiefzinsumfeld die Hände gebunden. Der Franken sei auch so immer noch „hoch bewertet“, sagte Jordan.

Deshalb verfügt die SNB seit bald zehn Jahren mit dem antizyklischen Kapitalpuffer über ein Instrument, mit dem sie das Kreditangebot im Immobilienmarkt indirekt steuern kann. Mit dem Puffer können die Banken auf Antrag der SNB von der Regierung verpflichtet werden, ihre Hypotheken auf Wohnliegenschaften in der Schweiz mit maximal 2,5% zusätzlichem Eigenkapital zu unterlegen. Im März 2020 stand der Puffer bei 2%. Er wurde wegen der Pandemie ausgesetzt, um einer möglichen Kreditklemme vorzubeugen, wie Jordan im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung erklärte.

Inzwischen hat sich die Wirtschaft von dem Einbruch aber weitgehend erholt. Zwar hat die SNB ihre drei Monate alte Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 3,5% auf 3% gesenkt. Doch Jordan sagte, diese geringe Wachstumsabschwächung werde sich kaum dämpfend auf die Immobilienpreise auswirken. Vor diesem Hintergrund ist jederzeit mit einer Reaktivierung des Puffers zu rechnen.

Klar ist aber, dass der Leitzins noch für lange Zeit tief im roten Bereich verbleiben wird. Zwar rechnet auch die Nationalbank mit einer leichten Zunahme der Inflationsrate von 0,5% auf 0,7%. Doch diese liegt weiter unter dem Niveau anderer Indus­trieländer. Ein Grund dafür ist Jordan zufolge die unterschiedliche Zusammensetzung des schweizerischen Warenkorbs. So werden beispielsweise die Preise von Energieträgern oder von Gebrauchtwagen in der Schweiz weit weniger stark gewichtet als in den USA. Die SNB beobachtet die internationale Entwicklung der Teuerung selbstredend mit großer Aufmerksamkeit, obschon für die Schweizer Teuerungsraten von unter 2% gleichbedeutend sind mit Preisstabilität.