Mehr Arbeitslose

Sommerflaute trifft Arbeitsmarkt

Im Juli ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland wegen der Sommerpause gestiegen. Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht, es gibt aber erste positive Signale. Der Ausbildungsmarkt ist derweil noch stark in Bewegung.

Sommerflaute trifft Arbeitsmarkt

Sommerflaute trifft Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit steigt im Juli – DIHK warnt vor Ausbildungsmisere

ba Frankfurt

Der deutsche Arbeitsmarkt litt im Juli nicht nur unter der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute, die vor Jahren ihren Ausgang genommen hat, sondern aktuell auch unter der Sommerpause: Die Arbeitslosigkeit steigt und eine schnelle, nachhaltige Besserung ist nicht zu erwarten. Zugleich ist der Ausbildungsmarkt trotz nahendem Start des neuen Ausbildungsjahres noch stark in Bewegung, wie es bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) heißt. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht dabei den Ausbildungsmarkt derzeit von zwei Seiten unter Druck: Wegen der Wirtschaftskrise fehle es vielen Betrieben an Perspektive, um auszubilden – und andererseits fehlten passende Bewerber. Dabei sei eine Berufsausbildung der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit, wie BA-Chefin Andrea Nahles betont.

Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen wegen der Sommerpause um 65.000 auf 2,979 Millionen gestiegen. Nicht nur, dass viele Unternehmen Neueinstellungen auf das Ferienende verschieben, auch endet das Ausbildungsjahr und viele Auszubildenden würden nicht übernommen. „Daher steigt die Jugendarbeitslosigkeit in den Sommermonaten“, erklärt Nahles. Dies sei aber meist vorübergehend.

3-Millionen-Marke fällt im August

Im August, so erwartet sie, „werden wir wahrscheinlich die 3 Millionen überschreiten“. Ein vorsichtig positives Signal gab es vom IAB-Arbeitsmarktbarometer, das auf einer Umfrage unter Arbeitsagenturen basiert – auf geringem Niveau hatte sich hier die Stimmung dreimal in Folge aufgehellt. „Die Talsohle des Pessimismus ist offensichtlich durchschritten“, sagte Nahles. Sie selbst erwartet, dass die Arbeitslosenzahlen im Herbst wieder sinken dürften, für eine Trendumkehr „sehe ich tatsächlich die Zahl 2026 und nicht 2025“, so Nahles. Denn die Konjunktur- und Investitionsprogramme der Bundesregierung würden sich erfahrungsgemäß erst nach einigen Monaten positiv auf dem Jobmarkt bemerkbar machen.

Die Konjunkturschwäche zeigt sich auch bei der Inanspruchnahme der Kurzarbeit, die seit Jahresbeginn zwar zurückgeht, im langjährigen Vergleich aber immer noch erhöht ist. Zudem seien die Unternehmen weiter sehr zurückhaltend bei der Meldung neuer Stellen – im Juli sank die Zahl offener Stellen saisonbereinigt um 10.000 auf 628.000. Auch nehme die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung kaum noch zu, so Nahles.

Plädoyer für Ausbildung

Angesichts der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten, die mit 20,9% für Personen ohne Berufsabschluss erheblich höher als die 3,4% für Personen mit beruflicher Ausbildung bzw. 2,9% mit Hochschulabschluss ist, sagte Nahles, „es ist noch nicht zu spät, sich einen Ausbildungsplatz für 2025 zu suchen“.

Gute Chancen gebe es etwa bei Lebensmittelberufen, im Verkauf oder vielen Handwerksberufen, etwa im Metallbau. Insgesamt standen im Juli 182.000 unbesetzten Ausbildungsstellen 140.000 unversorgte Bewerber gegenüber.

Lehre nicht so einfach

Laut einer DIHK-Umfrage plant aber mehr als ein Viertel der Unternehmen in diesem Jahr, seine Ausbildungsplätze zu reduzieren. „Weniger Ausbildung heute gefährdet den Fachkräftebedarf von morgen“, mahnt der DIHK und fordert eine Neuausrichtung der Bildungspolitik. Denn „es mangelt an Basiskenntnissen und Kompetenzen, die praktisch für jeden Ausbildungsberuf nötig sind: Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft, Einsatzwille und Lesen, Schreiben, Rechnen“.

Rückgang im Euroraum

Im Euroraum sank die Zahl der Arbeitslosen im Juni um 62.000 auf 10,700 Millionen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 6,2%. Bei den unter 25-jährigen meldet das Statistikamt Eurostat einen Rückgang um 34.000 auf 2,241 Millionen. Die Arbeitslosenquote sank von 14,3% auf 14,1%.