Reiche hofft auf Wachstum

Sommertour zum Panzerbauer

Auch die Rüstungsindustrie soll einen Beitrag zu mehr Wachstum in Deutschland leisten, sagt Wirtschaftsministerin Reiche. Ganz so einfach ist das Hochskalieren der Produktion aber nicht.

Sommertour zum Panzerbauer

Sommertour zum Panzerbauer

Auch die Rüstungsindustrie leistet ihren Wachstumsbeitrag. Doch beim Hochskalieren hapert es noch.

Von Andreas Heitker, Kassel

Die Verteidigungsindustrie steht aktuell im öffentlichen Fokus wie noch nie zuvor in den vergangenen Jahrzehnten. Auch die Bundeswirtschaftsministerin zollt der Branche auf ihrer bundesweiten Sommertour nun eine besondere Aufmerksamkeit. Gleich am ersten Tag stand Diehl Defence in Mittelfranken auf ihrem Besuchsprogramm. An Tag vier geht es nun nach Kassel zum Leopard 2-Hersteller KNDS. Im Werk Unterstadt, wo rund 2.000 Menschen arbeiten, stellt sich Katherina Reiche vor eine Artillerie-Radhaubitze. „Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ist essentieller Bestandteil für eine resiliente Volkswirtschaft“, betont sie.

Reiche weiß genau um die enorme Aufwertung, die die Branche seit dem russischen Überfall erfahren hat. Die Bundesregierung pumpt in den nächsten Jahren nie gekannte Investitionssummen in die Industrie. Der Verteidigungshaushalt steigt – inklusive Sondervermögen – in diesem Jahr auf 86,5 Mrd. Euro. In zwei Jahren werden es schon 121 Mrd. Euro sein. „Die Rüstungsindustrie zeigt beachtliche Wachstumszahlen und große technologische Sprünge“, lobt die CDU-Politikerin und hofft, dass die hohen Investitionen nicht nur in mehr Sicherheit, sondern auch mehr Wachstum münden. Die Rüstungsindustrie werde nicht alleine aus der Stagnation führen; aber sie könne „einen Beitrag dazu leisten“. 

Industrialisierungsgrad geringer als in der Autoindustrie

In der Branche wird allerdings darauf verwiesen, dass das hochskalieren nicht so einfach sei. Die Unternehmen hätten üblicherweise einen viel geringeren Industrialisierungsgrad als etwa die Automobilindustrie. Die bislang eher kleineren staatlichen Aufträge hätten die Entwicklung einer Serienproduktion erschwert. Außerdem fehlten Fachkräfte. Reiche sagt, es gehe nicht darum, dass es immer nur noch ein System in der Nato gebe. Die unterschiedlichen Systeme in Europa müssten aber besser vernetzungsfähig werden. „Interoperationalität“ ist das Zauberwort.

Ob Reiche in ihrem Gespräch mit Axel Scheibel, Geschäftsführer von KNDS Deutschland, auch über eine mögliche Staatsbeteiligung am Konzern gesprochen habe, wird die Ministerin im Anschluss gefragt. Ihr Kabinettskollege Boris Pistorius hatte vor einigen Tagen entsprechende Überlegungen, über die die Börsen-Zeitung berichtet hatte, bestätigt. In dem Fall liege die Zuständigkeit im Verteidigungsministerium, sagt Reiche in Kassel. „Dazu kann ich an der Stelle jetzt nichts sagen.“ Allgemein bestätigt sie lediglich noch einmal, dass strategische Beteiligungen für den Bund im Einzelfall denkbar seien.

Wirtschaftsresilienzstrategie in Arbeit

Reiche und Pistorius hatten in der vergangenen Woche erst einen Gesetzesentwurf zur beschleunigten Planung und Beschaffung für die Bundeswehr beschlossen – damit die vielen schuldenfinanzierten öffentlichen Mittel auch schnell bei den Unternehmen ankommen. Damit sollen auch neue Technologien für Luftverteidigung, Satellitenfähigkeiten, Drohnen, autonome Systeme, KI-Fähigkeiten entwickelt werden. Reiche verweist darauf, dass die Bundesregierung aktuell an einer Wirtschaftsresilienzstrategie arbeite. Dazu gehört auch eine starke Verteidigungsindustrie. „Wir müssen aber auch Wachstum organisieren.“