Herbstprojektion der Bundesregierung

Sondervermögen sorgt ab 2026 für leichte konjunkturelle Erholung

Nach zuletzt zwei Rezessionsjahren biegt Deutschland langsam wieder auf einen Wachstumskurs ein. Befeuert wird diese leichte Erholung allerdings vor allem von den hohen staatlichen Ausgaben.

Sondervermögen sorgt ab 2026 für leichte konjunkturelle Erholung

Sondervermögen sorgt für leichte Erholung

Herbstprojektion der Bundesregierung zeigt wieder Wachstum – Binnennachfrage als Stütze – Reiche mahnt Reformen an

Nach zuletzt zwei Rezessionsjahren biegt Deutschland langsam auf einen Wachstumskurs ein. Die neuen Prognosen der Bundesregierung zeigen ab 2026 wieder Zuwächse beim BIP von mehr als 1%. Befeuert wird diese leichte Erholung allerdings vor allem von hohen staatlichen Ausgaben, nicht vom Export.

ahe Berlin

Die Bundesregierung erwartet in diesem Jahr erstmals seit 2022 wieder einen kleinen preisbereinigten Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,2%. Die Herbstprojektion, die Wirtschaftsministerin Katherina Reiche am Mittwoch in Berlin vorstellte, fiel damit etwas besser aus als die Prognosen aus dem April, als lediglich eine Stagnation in Aussicht gestellt wurde. Auch für 2026 wurden die Erwartungen mit einem Wachstum von dann 1,3% etwas angehoben. Für 2027 liegen die neuen Erwartungen mit einem Plus von 1,4% in ähnlicher Größenordnung.

Die Prognosen der Bundesregierung decken sich damit mit denen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Diese hatten vor zwei Wochen für die Jahre 2025 bis 2027 ebenfalls Wachstumsraten von 0,2%, 1,3% und 1,4% vorhergesagt. Die Herbstprojektion ist die Basis für die nächste Steuerschätzung, die in zwei Wochen veröffentlicht wird, die wiederum die weitere Haushaltsplanung der Koalition beeinflusst.

Nach Angaben von Reiche wird der leichte konjunkturelle Rückenwind entgegen einem sonst typischen Erholungsmuster dieses Mal nicht vom Export getragen, sondern von der Binnennachfrage. „Der konjunkturelle Ausblick darf nicht darüber hinwegtäuschen: Ein erheblicher Teil des Wachstums in den kommenden Jahren wird voraussichtlich aus hohen staatlichen Ausgaben stammen – etwa dem Sondervermögen und den Verteidigungsinvestitionen“, betonte die CDU-Politikerin.

Trendwende in der Bauindustrie

Die hohen staatlichen Ausgaben führen dazu, dass die Ausrüstungsinvestitionen, die im vergangenen Jahr noch um 5,4% zurückgegangen waren und in diesem Jahr unverändert bleiben, in den nächsten zwei Jahren um 6,5% und 5,5% kräftig steigen. Zu einer Trendwende soll es zugleich auch in der Bauindustrie kommen: Nach fünf Minusjahren werden die Investitionen ab 2026 wieder um erst 2,0% und dann 3,7% zunehmen.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil sieht die Koalition aufgrund der Herbstprojektion „auf dem richtigen Weg“. Er räumte zugleich ein, dass die Lage auf dem Weltmarkt schwierig bleibe und auch in der Haushaltspolitik der Handlungsdruck hoch bleibe: „Wir werden den Konsolidierungskurs mit Blick auf die Haushaltslücken ab 2027 weiter verschärfen.“

„Müssen um Wohlstand kämpfen“

Wirtschaftsministerin Reiche mahnte deutlich Reformen an: „Wir müssen kämpfen um unseren Wohlstand“, stellte sie klar. Sie verwies in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf die Senkung der Energiekosten für Unternehmen und kündigte in dem Zusammenhang mehrere Gesetzentwürfe noch für den Herbst an. Es gehe zugleich darum, mehr private Investitionen zu mobilisieren und das Erwerbspotenzial zu steigern, sagte sie. Im Rentensystem sei eine „insgesamt längere Lebensarbeitszeit“ nötig. Deutschland brauche zudem eine neue kapitalgedeckte Säule in der Rentenversicherung.

Arbeitslosenzahlen sinken ab 2026 wieder

Die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Helena Melnikov, mahnte schnelles Umsetzen der Reformversprechen an. Sie kritisierte, dass die strukturellen Probleme im Standort weiterhin bestünden und Verbesserungen bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bislang kaum spürbar seien. Viele der angekündigten Maßnahmen der Regierung würden allerdings in die richtige Richtung weisen.

Eine positive Entwicklung zeigten die Prognosen auf dem Arbeitsmarkt, wo die Arbeitslosenzahlen ab 2026 wieder zurückgehen. Die Verbraucherpreise sinken ebenfalls leicht auf 2,0 (2,1)%.