fed Frankfurt – “Hessen vorn” – der alte Wahlkampfslogan der hessischen Sozialdemokraten aus den 1960er Jahren bekommt gerade im Europäischen Parlament neue Bedeutung. Der bisherige oberste Sozialdemokrat im europäischen Abgeordnetenhaus, der Italiener Gianni Pittella, ist vor wenigen Wochen in den italienischen Senat gewählt worden. Als Nachfolger im Amt des Vorsitzenden der Fraktion der Sozialisten und Demokraten – so der offizielle Name der europäischen sozialdemokratischen Parteienfamilie – wurde der 61 Jahre alte Udo Bullmann gewählt. Der in Gießen geborene Hesse, bekennender Anhänger der Frankfurter Eintracht, ist bereits seit 1999 im EU-Parlament – und dort in einem der mächtigsten Gremien, nämlich dem Wirtschafts- und Währungsausschuss. Bullmanns besondere Aufmerksamkeit gilt volkswirtschaftlichen Kontroversen. In der Staatsschuldenkrise war er ständiger Kritiker von politischen Konzepten, die vor allem auf Einsparungen setzten. Stattdessen gehört er zu den aktivsten Verfechtern staatlicher Instrumente zur Mobilisierung strategischer Investitionen. In seiner gestrigen Antrittsrede erklärte Bullmann, dass er kein Interesse an einer Wiederbelebung einer Großen Koalition im EU-Parlament habe.