Deutsche Konjunktur

Staatsausgaben befeuern das konsumgetriebene Wachstum

Die Konsumausgaben im Bundeshaushalt fallen größer aus als bisher angenommen. Das befeuert das Wachstum kurzfristig stärker als gedacht, dafür fehlt es später an Dynamik, kritisieren Ökonomen der Investmentbank Goldman Sachs.

Staatsausgaben befeuern das konsumgetriebene Wachstum

Staatsausgaben befeuern das konsumgetriebene Wachstum

Goldman Sachs sorgt sich um deutsche Wettbewerbsfähigkeit

lz Frankfurt

Die Volkswirte von Goldman Sachs zeichnen ein wieder optimistischeres Konjunkturbild von Deutschland für die nächsten Jahre. Grund dafür ist allerdings, dass der Konsumimpuls aus dem Bundeshaushalt insgesamt deutlich größer ausfällt als erwartet, weil die Sozialausgaben stärker steigen und auch die zusätzlichen Rüstungsausgaben zügig abfließen würden. Dagegen scheinen sich die Investitionsimpulse aus dem Sondervermögen weiter zu verzögern und erst später wirksam werden.

Für das kommende Jahr rechnen Europa-Chefvolkswirt Sven Jari Stehn und Deutschland-Spezialist Niklas Garnadt für die Bundesrepublik mit einer Zunahme des Wirtschaftswachstums um 1,4%. Denn für konsumtive Staatsausgaben brauche es schließlich „keine komplizierten Planungs- und Genehmigungsprozesse“, betont Stehn. Auch die höheren Rüstungsausgaben dürften sich stärker positiv auf das Wachstum niederschlagen, weil der Anteil für deutsche Unternehmen größer ausfalle als bisher gedacht. Rund zwei Drittel der Rüstungsausgaben würden schließlich an heimische Unternehmen vergeben.

Mangel an Potenzialwachstum

Sorgen bereitet den Ökonomen indes das schwache deutsche Potenzialwachstum. Wegen der demografisch bedingt sinkenden Zahl an Erwerbspersonen und dem unzureichenden Zufluss an Migranten in den Arbeitsmarkt fehle es an der Wachstumsgrundlage. Zudem schmälerten die hohen Energiepreise die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts, erschwere die hohe Regulierungs- und Bürokratiedichte die Flexibilität und hätten die deutschen Unternehmen auch produkttechnisch mit einer sinkenden Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen. Gerade in der mittleren Technologie, wo Deutschland stark gewesen sei, würde China Marktanteile zugewinnen, warnt Garnadt. Auch bei neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) sei Deutschland, aber auch Europa insgesamt, u.a. aus regulatorischen Gründen zu langsam, um daraus schnell Wertschöpfung zu generieren.

Der Prognose zufolge rechnet Goldman Sachs denn auch damit, dass das US-Wachstum zunächst zwar etwas nachgibt und Europa aufschließen kann, nicht zuletzt aufgrund von KI-Investitionen und entsprechenden Produkten werde die USA Europa danach aber wieder hinter sich lassen.