Standortpolitik

„Stark in den Technologien des 20. Jahrhunderts“

Alarmstimmung in der deutschen Wirtschaft. Die heimischen Unternehmen verlieren zusehends an Wettbewerbsfähigkeit. Der neue Innovationsindex zeigt, wo es hingehen sollte.

„Stark in den Technologien des 20. Jahrhunderts“

„Stark in Technik des 20. Jahrhunderts“

Deutschlands Innovationskraft stagniert – Wettbewerber überholen heimischen Standort

lz Frankfurt

In der deutschen Politik und Wirtschaft ist der „Erhaltungstrieb“ viel zu stark ausgeprägt: Sie investieren zu viele Ressourcen in die Konservierung alter Strukturen, statt in neuen Bahnen zu denken, kritisiert LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer bei der Präsentation des Jahresausblicks. Und es gebe zu wenig Gründungen in neuen Sektoren. In „Medium-Tech“ sei Deutschland gut, es fehle indes an Marktbedeutung in der Hochtechnologie. Die Bundesrepublik sei „stark in den Technologien des 20., aber schwach in jenen des 21. Jahrhunderts“.

Und wie der neue Innovationsindikator 2025 des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), der Unternehmensberatung Roland Berger, des Fraunhofer-Instituts ISI sowie des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW zeigt, tritt Deutschland technologisch auch tatsächlich auf der Stelle und wird den Wettbewerbern das Feld überlassen: Deutschland verharrt auf Rang 12, während etwa die USA, Großbritannien und Frankreich „deutlich aufholen“.

Kapitalmarktschwäche bremst

Zudem zeigt der Index „Schwächen bei Zukunftstechnologien“ auf. Explizit erwähnt werden Digitalisierung und Biotechnologie. Exzellente Forschung führe zudem zu selten zu marktfähigen Lösungen, warnt der BDI und mahnt einen besseren Technologietransfer, mehr Wagniskapital für Scale-ups und eine Stärkung eines europäischen Kapitalmarkts an.

Aber auch die Wirtschaft selber müsse ihren Beitrag leisten: Die F&E-Aufwendungen entwickelten sich zuletzt „weniger dynamisch als in anderen Nationen“. Die Unternehmen dürften sich in Zukunftsfeldern nicht abhängen lassen und müssten sich vergegenwärtigen, dass „ohne konsequente Digitalisierung auch klassische Erfolgsindustrien an Wettbewerbsfähigkeit verlieren“ würden.

In die falsche Richtung

Die Entwicklung wird ansonsten über die deutsche Wirtschaft hinweggehen und der Standort weiter an Attraktivität verlieren, warnt Kraemer. Schon jetzt sei die Elastizität der deutschen Exporte auf das globale Wachstum dramatisch zurückgegangen. Früher hätte eine Steigerung der globalen Nachfrage die heimischen Exporte um den Faktor zwei angehoben, inzwischen liege dieser unter eins. Die Innovationskraft sei weiter vorhanden, werde aber in die falsche Richtung gelenkt.