BÜCHER

Start einer Regionalserie mit Anlaufschwierigkeiten

Börsen-Zeitung, 11.12.2013 Quercher und die Thomasnacht. Martin Calsow. Grafit, Dortmund 2013, ISBN Seiten Euro. Die Thomasnacht ist die längste Nacht vor dem kürzesten Tag, und genau so lange erscheint einem an der einen oder anderen Stelle auch...

Start einer Regionalserie mit Anlaufschwierigkeiten

Quercher und die Thomasnacht. Martin Calsow. Grafit, Dortmund 2013, ISBN Seiten Euro.Die Thomasnacht ist die längste Nacht vor dem kürzesten Tag, und genau so lange erscheint einem an der einen oder anderen Stelle auch die Zeit die man braucht, um “Quercher und die Thomasnacht” zu lesen. Schauplatz des ersten Krimis von Martin Calsow ist seine derzeitige Heimat, der Tegernsee.Quercher, ein sturköpfiger Polizist, der sich nichts sehnlicher als den Vorruhestand wünscht, soll als seine letzte Amtshandlung eine schwerreiche amerikanische Unternehmerin von München an den Tegernsee bringen, damit sie ihren nach Jahrzehnten entdeckten toten Großvater in die USA überführen kann. Dabei fallen ihm Ungereimtheiten auf und er beginnt gemeinsam mit einer nicht minder eigensinnigen Kollegin zu ermitteln. Die beiden decken die finsteren Machenschaften eines Netzwerkes auf, das seine Ursprünge in der NS-Zeit hat. Judengeld, der Bundesnachrichtendienst, Vetternwirtschaft, verkrustete Dorfstrukturen, uneinsichtige Zugereiste, ein mehrere hundert Millionen Euro schweres Bauprojekt, etliche Mordfälle und Drohungen sind die weiteren Zutaten des Regionalkrimis, der teilweise so düster ist, wie die Stimmung im Winter in einem Bergtal nun eben werden kann.Der Autor hat sich, nachdem er 2009 sein “Leben als TV-Angestellter” beendet hat, wie er auf seiner Homepage schreibt, vorgenommen, jedes Jahr ein Buch zu schreiben. So soll nun der Quercher in Serie gehen. Der erste Band bietet zumindest schon mal solide Krimikost, mit einigen Längen und ohne allzugroße Überraschung oder Finesse, verzichtet aber immerhin auf das sentimental-übertriebene so mancher Regionalkrimis.Das ungleiche Duo – geschiedener Grantler mit einem dunklen Fleck in seiner Polizeikarriere, einem Haus auf Salina, in dem er seinen Vorruhestand genießen möchte, und einer Beteiligung an einem arabischen Restaurant sowie die junge schwangere alleinstehende Türkin, die als EDV-Expertin in der Kriminaltechnik arbeitet – funktioniert gut und lässt hoffen. Bei den kommenden Bänden wäre aber mehr Tempo auf weniger Seiten durchaus wünschenswert.ba