Enttäuschung an den Märkten

Anziehende Inflation stellt US-Zinswende in Frage

Die US-Verbraucherpreise sind im März wieder kräftiger gestiegen und dürften die Zinswende weiter aufgeschoben haben. Eine Zinssenkung im Juni gilt nun als unwahrscheinlich.

Anziehende Inflation stellt US-Zinswende in Frage

Anziehende Inflation stellt US-Zinswende in Frage

Zinssenkung im Juni unwahrscheinlicher – Enttäuschung an den Märkten

det Washington
Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 9

Der Preisauftrieb in den USA hat sich im März wieder verstärkt. Damit ist nicht nur die Wahrscheinlichkeit deutlich gesunken, dass die Notenbank im Juni die seit langem erwartete Zinswende beschließen wird. Experten zufolge könnte die Fed noch bis zum Herbst warten, ehe die erste Senkung des Leitzinses seit März 2020 beschlossen wird. Einige denken sogar, dass die Wende erst 2025 kommen könnte. 

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, verteuerten sich Konsumgüter gegenüber dem Vormonat um 0,4% und auf Jahressicht um 3,5%. Im Februar waren die Preise um 0,4% und 3,2% gestiegen. Bei der Kernrate, die weder Energieprodukte noch Lebensmittel berücksichtigt, ermittelte das BLS Werte von 0,4% und 3,8%. Ausschlaggebend für den zunehmenden Inflationsdruck waren höhere Wohnkosten und Benzinpreise. Auch verteuerten sich Dienstleistungen. Lediglich bei Autos wurde ein leichter Preisrückgang festgestellt.

Auch die Arbeitsmarktdaten sprechen gegen baldige Zinswende

Zwar ist der Verbraucherpreisindex (CPI) nicht das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank. Die Währungshüter richten ihren Fokus in der Regel auf den PCE-Deflator, der die Preisentwicklung der Waren und Dienstleistungen erfasst, die in dem Berichtszeitraum erworben wurden. Dort lag die Gesamtrate im Februar auf Jahressicht bei 2,5%. Die Kernrate, die zuletzt kontinuierlich zurückgegangen ist, betrug 2,8%. Beide Werte liegen damit deutlich näher an dem Inflationsziel der Fed von 2%. 

Gleichwohl hat Notenbankchef Jerome Powell zuletzt wiederholt die Bedeutung des CPI hervorgehoben und betont, dass der Zeitpunkt sowie das Tempo der Zinswende von mehreren Daten bestimmt werden würden – neben dem CPI auch den Arbeitsmarktzahlen. Auch diese sprechen gegen eine Lockerung in absehbarer Zeit. So hatten bei zunehmendem Lohndruck die 303.000 Neueinstellungen im März deutlich über den Markterwartungen gelegen.

Nach Ansicht von Bantleon-Ökonom Andreas Busch dürften nun „baldige Zinssenkungen für die meisten FOMC-Mitglieder weiter in der Ferne liegen als bisher angenommen“. Gesunken ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen so weit gesenkt werden, wie das FOMC im März prognostiziert hatte. Nach der Sitzung im März unterstellten die Notenbanker, dass sie im laufenden Jahr den Zielkorridor für den Leitzins um insgesamt 75 Basispunkte senken würden.

An den Märkten machte sich Enttäuschung breit. Der Dax, der mit einem Plus von bis zu 0,9% gestartet war, fiel zeitweilig unter 18.000 Punkte. Der Goldpreis entfernte sich von seinem Allzeithoch.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.