Stimmung so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr

Wirtschaftsvertrauen im Euroraum legt zu - Alle Sektoren und die großen Volkswirtschaften tragen dazu bei

Stimmung so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr

ba Frankfurt – Die Wirtschaft im Euroraum startet bestens gelaunt in das Sommerhalbjahr 2017. Darauf deutet der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) hin, der im April nicht nur überraschend stark gestiegen ist, sondern nun auf dem höchsten Stand seit August 2007 notiert. Die Stimmungsaufhellung beruht dabei nicht nur auf allen Teilkomponenten, sondern auch die fünf größten Volkswirtschaften haben gleichermaßen dazu beigetragen.Der ESI, der die Stimmung in Unternehmen und privaten Haushalten misst, kletterte um 1,6 auf 109,6 Punkte und liegt damit weiter deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 100 Zählern (siehe Grafik) und knapp unter der Obergrenze dessen, was die EU-Kommission als “Normalbereich” mit 90 bis 110 Punkten angibt. Werte oberhalb dessen weisen laut Deka-Ökonom Christian Melzer in normalen Zeiten auf das Entstehen von inflationären Verspannungen hin. Das ebenfalls von der Kommission erhobene Geschäftsklima (BCI), das nur die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe misst, stieg ebenfalls – um 0,26 auf 1,09 Punkte.Volkswirte hatten für April einen Anstieg des ESI nur auf 108,2 Zähler erwartet und zeigten sich dementsprechend erfreut angesichts der Daten. “Die Stimmung hat nicht nur die Schuldenkrise abgeschüttelt, sondern auch die Weltwirtschaftskrise 2008/09 hinter sich gelassen”, schreibt etwa Melzer. Der ESI gebe auch zu Beginn des zweiten Quartals ein klares Wachstumssignal für den Euroraum, und Melzer erwartet ein Wirtschaftswachstum von rund 0,5 % zum Vorquartal. Christian Lips von der Nord/LB sieht den ESI auf “allmählich Euphorie-Niveau”. Der Konjunkturaufschwung gewinne immer mehr an Breite und Kraft, so Lips. Im Dienstleistungssektor und im verarbeitenden Gewerbe würden inzwischen mehrjährige Höchststände markiert. Den sprunghaften Anstieg des Industrievertrauens in Frankreich erklärt er als “Aufatmen nach dem ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen” – laut Scheuerle war die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern “so gut wie noch nie in der Amtszeit von Präsident François Hollande”. GfK-Konsumklima steigtAuch die deutschen Konsumenten sind optimistisch gestimmt: Nicht nur, dass die entsprechende ESI-Komponente gestiegen ist, auch das GfK-Konsumklima hat nach zwei Rückgängen in Folge wieder zugelegt. Die Prognose für Mai liegt mit 10,2 Punkten um 0,4 Zähler über dem Stand von April. Der moderate Anstieg der Preise sowie die Konjunkturerwartungen, die auf den höchsten Wert seit knapp zwei Jahren gestiegen sind, sorgten dafür, dass die Einkommensaussichten der deutschen Verbraucher “auf einem ohnehin schon hohen Niveau deutlich zunehmen”, teilten die Nürnberger Marktforscher gestern mit. Im Gleichklang sei die Anschaffungsneigung ebenfalls auf den höchsten Wert seit fast zwei Jahren geklettert.