Schrumpfende Industrieproduktion

Strafzölle schlagen auf die US-Konjunktur durch

US-Präsident Donald Trumps Einfuhrzölle lasten entgegen dem anfänglichen Optimismus nun doch auf der Wirtschaft.

Strafzölle schlagen auf die US-Konjunktur durch

Einfuhrzölle lasten auf der US-Wirtschaft

Schrumpfende Industrieproduktion überschattet robusten Einzelhandel – Inflationssorgen nehmen zu

US-Präsident Donald Trumps Einfuhrzölle schlagen entgegen dem anfänglichen Optimismus nun doch auf die Konjunktur durch. Zwar brummt das Geschäft im Einzelhandel. Doch höhere Einfuhrpreise, schrumpfende Produktion und die schlechte Stimmung unter Konsumenten wecken Ängste vor einer Stagflation.

det Washington

Sieben Monate nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump prägen andauernde Sorgen um eine mögliche Stagflation das Konjunkturbild in den Vereinigten Staaten. Zwar sorgten im Juli ausgabefreudige Verbraucher für eine angenehme Überraschung. Gleichwohl geriet die Industrieproduktion ins Stocken. Nach Angaben der Notenbank schrumpfte die Produktion im Juli gegenüber dem Vormonat um 0,1%. Im verarbeitenden Gewerbe blieb die Fertigung unverändert. Gepaart waren die gemischten Signale mit höheren Einfuhrpreisen. Das wiederum weckt Ängste vor den inflationären Folgen von Trumps Strafzöllen, die mittlerweile auf mehrere Produktgruppen durchschlagen.

Ermutigend ist nach Ansicht von Analysten die Tatsache, dass ungeachtet der Konjunktursorgen den Konsumenten das Geld weiterhin locker in der Tasche sitzt. Wie das Census Bureau des Handelsministeriums berichtete, stiegen die Einzelhandelsumsätze im Juli gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,5% auf 726,3 Mrd. Dollar. Gegenüber dem Vorjahr steigerten Einzelhandelsunternehmen ihre Verkaufserlöse um 3,9%. Starke Zunahmen stellte das Census Bureau bei Autos, Möbeln, Kleidung und beim E-Commerce fest. Ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Verkaufszahlen bei Autos legten die Umsätze auf Monatssicht um 0,3% zu.

Neue Irritationen

Zeitgleich veröffentlichte das Bureau of Labor Statistics (BLS) Zahlen, die im Weißen Haus erneut für Irritation sorgen dürften. Laut BLS stiegen nämlich im Juli die Einfuhrpreise auf Monatssicht um 0,4%. Es handelt sich dabei um die stärkste Verteuerung im laufenden Kalenderjahr. Ökonomen vermuten, dass die Entwicklung eine direkte Folge der Zölle ist und ein möglicher Vorbote höherer Inflation sein könnte. In drei der vergangenen vier Monate hatten sich Importe nämlich verbilligt. Deutlich teurer war Treibstoff mit einem monatlichen Plus von 2,7%. Mehr als zuvor kosteten aber auch Konsumgüter, Industriegüter, Autos und Lebensmittel.

Sorgen bereitet neben den höheren Preisen auch der wachsende Pessimismus unter Konsumenten. Der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan rutschte im August gegenüber dem Vormonat um 5,0% auf 58,6 Punkte. Auf Jahressicht fiel der Index um 13,7%. Zuvor hatte der Index vier Monate in Folge zugelegt. „Der Verfall hängt größtenteils mit Inflationssorgen zusammen“, sagte die University of Michigan Ökonomin Joanne Hsu. Laut Hsu befürchten Verbraucher zwar nicht mehr ein „worst case“ Szenario als Folge der Zölle. Gleichwohl rechnen sie mit höherer Inflation und einer weiteren Abschwächung am Arbeitsmarkt. Für das kommende Jahr stiegen die Inflationserwartungen der Konsumenten von 4,5% auf 4,9%.

Fed wird auf Kurs bleiben

Analysten glauben nicht, dass die Daten auf die prinzipielle Bereitschaft der Fed, kommenden Monat den Leitzins zu senken, großen Einfluss haben werden. Zu einem Umdenken bei den Währungshütern könnte in den kommenden Wochen höchstens ein Inflationsschub führen. Diesbezügliche Sorgen schürte neben den Einfuhrpreisen auch der jüngste Anstieg des Erzeugerpreisindex (PPI), der im Juli gegenüber dem Vormonat um 0,9% kletterte. Die Jahresrate erreichte mit einem Plus von 3,3% den höchsten Stand seit Februar. Ein positiveres Bild hatten zuvor der Verbraucherpreisindex gezeichnet. Der Verbraucherpreisindex (CPI) deutete mit einer Zunahme um 2,7%  auf stabile Teuerung hin. 

Der PPI stimmt Ökonomen deswegen nachdenklich, weil der Preisschub überwiegend vom Großhandel ausging. Dort spüren Firmen offenbar die Folgen der Zölle. Experten warnen nun davor, dass Unternehmen in den kommenden Monaten den höheren Kostendruck in Form von höheren Preisen auf Konsumenten abwälzen könnten.  Angesichts der widersprüchlichen Inflationssignale wird dem PCE-Preisindex - dem bevorzugten Inflationsmaß der Fed - umso größere Bedeutung beimessen. Das Handelsministerium wird den PCE Deflator für Juli übernächste Woche veröffentlichen.

Neue Kandidaten für Fed-Spitze

Unterdessen sind drei weitere Kandidaten für die mögliche Nachfolge von US-Notenbankchef Jerome Powell im Gespräch. David Zervos, Chief Market Strategist und Leiter der makroökonomischen Abteilung bei dem Investmentunternehmen Jefferies LLC ist Trump aufgefallen, weil er sich in den letzten Monaten energisch für aggressive Zinssenkungen ausgesprochen hat. Der erwägt offenbar auch, den Nationalökonomen Marc Summerlin oder den früheren Notenbanker James Bullard an die Spitze der Notenbank zu berufen. Bullard war von 2008 bis 2023 Präsident des Fed-Ablegers in St. Louis.

Als Favorit unter den neuen Namen gilt Zervos. Selbst nach dem starken Anstieg der Erzeugerpreise sagte er, „dass ich durchaus für Zinssenkungen um 200 Basispunkte plädieren würde“. Auch schloss er nicht aus, den Geldhahn noch weiter aufzudrehen, sollte er den Zuschlag für die Powell-Nachfolge bekommen. Trump hatte seinerseits gefordert, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) die Federal Funds Rate um bis zu 3 Prozentpunkte heruntersetzt.  

Summerlin war als Ökonom in der Regierung des ehemaligen Präsidenten George W. Bush tätig. Auch er setzt sich für eine deutliche Lockerung der Geldpolitik ein. Dass Bullard neuer Fed-Vorsitzender werden könnte, ist eher überraschend. Er gilt eher als Inflationsfalke.