Welthandel

Wirtschaftliche Abhängigkeit von China laut Studie geringer als gedacht

Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass die deutsche Wirtschaft weniger abhängig von China ist als befürchtet. Bei einzelnen Unternehmen sieht die Lage jedoch anders aus.

Wirtschaftliche Abhängigkeit von China laut Studie geringer als gedacht

Wirtschaftliche Abhängigkeit von China geringer als gedacht

Studie: Klumpenrisiko bei einzelnen Firmen jedoch hoch

mpi Frankfurt

Die hohe wirtschaftliche Abhängigkeit deutscher Unternehmen von China ist womöglich geringer als von vielen Ökonomen und Politikern befürchtet. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), der Bertelsmann-Stiftung, des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und vom Mercator Institute for China Studies (Merics). Die Autoren untersuchten dazu die Gewinnrückflüsse deutscher Unternehmen in China und die Direktinvestitionen im Ausland.

Zwischen 2017 und 2021 flossen demnach jährlich 7 bis 11 Mrd. Euro an Gewinnen von deutschen Unternehmen in China an ihr Heimatland. Damit habe China in diesem Punkt für Deutschland zwar eine relevante Größe erreicht, sei aber nicht wichtiger als die USA und weit unbedeutender als das EU-Ausland. Während aus dem asiatischen Land in dem Betrachtungszeitraum 12% bis 16% der Gewinnrückflüsse nach Deutschland stammen, sind es aus der EU 56%. Die Gewinnrückflüsse aus China erzeugen laut den Studienautoren keine kritische Abhängigkeit.

Außerdem stellten die Autoren fest, dass ein Großteil der Investitionen deutscher Unternehmen in China aus dort erzielten Profiten stammt. „Kapital fließt also nicht im großen Stil von Deutschland nach China“, sagt Friedolin Strack, Leiter der Abteilung Internationale Märkte im BDI.

Doch während die Abhängigkeit von China für die deutsche Wirtschaft insgesamt nicht kritisch sei, sehe die Situation bei einzelnen Unternehmen anders aus. Die Informationslage hierzu ist laut der Studie jedoch dünn, da es an Daten über firmenspezifische geopolitische Klumpenrisiken mangelt. „Hier braucht es mehr Transparenz, auch auf der Ebene besonders in China exponierter deutscher Firmen“, fordert Jürgen Matthes, Leiter der Abteilung Globale und regionale Märkte am IW. „Investoren und Anleger sollten ein Interesse haben, mehr über solche Klumpenrisiken zu erfahren. Das Gleiche gilt für die Politik, um die tatsächliche Bedeutung deutscher Investitionen in China für den Standort Deutschland einschätzen zu können.“

Kritisch sehen die Studienautoren außerdem, dass eine deutliche Mehrheit der befragten großen Firmen mit relevantem China-Geschäft bis 2030 Exporte aus Deutschland durch Produktion vor Ort ersetzen will. „Mittelfristig könnte das zulasten des Standorts Deutschland und der am Export nach China und Asien hängenden Arbeitsplätze gehen“, sagte Merics-Chefökonom Max Zenglein.