Talfahrt am US-Jobmarkt gewinnt an Tempo
Talfahrt am US-Jobmarkt gewinnt an Tempo
Talfahrt am US-Arbeitsmarkt gewinnt an Tempo
Zwei Zinssenkungen in diesem Jahr werden wahrscheinlicher
det Washington
Die Talfahrt am US-Arbeitsmarkt hat sich im September stark beschleunigt. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) berichtete, strichen Arbeitgeber im Privatsektor 32.000 Jobs. Vorausgesagt hatten Bankvolkswirte dagegen einen Anstieg der Stellen um etwa 45.000. Es handelt sich um den tiefsten Einbruch seit März 2023. Betroffen war vor allem die Dienstleistungsbranche, wo es zu 28.000 Stellenstreichungen kam. Im verarbeitenden Gewerbe eliminierten Unternehmen 3.000 Jobs. Analysten fürchten, dass der Abwärtstrend weiter an Fahrt gewinnen wird, wenn der Verwaltungsstillstand in Washington andauern sollte.
Für einen Lichtblick sorgten lediglich das Bildungswesen und der Gesundheitssektor. In beiden Branchen zusammen stellten Arbeitgeber 33.000 neue Mitarbeiter ein. Zu überraschenden Streichungen kam es im Gast- und Freizeitgewerbe und bei Fachdienstleistern. „Trotz des starken Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal unterstreicht der Bericht den Trend der letzten Monate", sagte ADP-Chefökonomin Nela Richardson, „dass Firmen bei der Einstellung neuer Arbeitskräfte vorsichtig sind“.
Zinssenkunge werden wahrscheinlicher
Die schwachen Zahlen von ADP erhöhen einerseits die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank in diesem Jahr zwei weitere Zinssenkungen beschließen wird. Hierzu trägt auch der leicht nachlassende Lohndruck bei. Laut ADP legten die Löhne und Gehälter bei Personen, die ihren Job behielten, auf Jahressicht um 4,5% zu. Bei Erwerbstätigen, die den Arbeitgeber wechselten, kletterten die Einkommen um 6,6%, also deutlich weniger als die im August gemessenen 7,1%.
Problematisch für die Fed ist aber andererseits, dass längere Zeit keine vollständigen Daten zur Verfügung stehen dürften, um einen Zinsbeschluss auf stabilen Informationen fassen zu können. Ohne eine rasche Beendigung des Shutdown wird das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums keinen Arbeitsmarktbericht veröffentlichen. Die Neueinstellungen für September, die Arbeitslosenquote und die Lohnsteigerungen würden unter normalen Umständen am Freitag publiziert werden.
Nominierung von Antoni zurückgezogen
Ökonomen erwarten in dem BLS-Bericht nach dem Plus von nur 22.000 im August nun ein Stellenwachstum von etwa 50.000. Auch rechnen sie damit, dass die Arbeitslosenquote, die im August bei 4,3% gelegen hatte, leicht zulegen wird. Unterdessen hat eine überraschende Personalentscheidung des Weißen Hauses die Unsicherheit um das BLS weiter erhöht: Die Regierung hat die Nominierung von E.J. Antoni als neuen Direktor der Behörde zurückgezogen.
Antoni hätte die frühere Chefin Erika McEntarfer ablösen sollen. Trump hatte McEntarfer wegen des schwachen Arbeitsmarktberichts vom August entlassen. Sowohl Demokraten als auch moderate Republikaner hatten Antonis Nominierung daraufhin aber scharf kritisiert. Er gilt zum einen als fachlich inkompetent. Zudem haftet dem Ökonomen der konservativen Heritage Foundation der Ruf eines politischen Aktivisten an.
Budgetverhandlungen festgefahren
Die Verhandlungen um eine Beendigung des Shutdown sind weiter festgefahren. Im Mittelpunkt steht der Streit um eine Verlängerung von Prämiengutschriften für die Versicherten von Krankenversicherungen. Demokraten bestehen darauf, dass Prämien auch künftig von der Steuer abgesetzt werden können. Zudem verlangen sie eine Beibehaltung zahlreicher Passagen von Medicaid, der staatlichen Krankenversicherung für ärmere Haushalte. Republikaner hatten als Bestandteil von US-Präsident Donald Trumps „One Big Beautiful Bill“ Medicaid-Leistungen bedeutend gekürzt. Sie wollen die Staatsausgaben im kommenden Fiskaljahr, das am 1. OKtober begonnen hat, auf dem Stand von 2025 einfrieren.