FOMC-Minutes

Tempo der Zinssenkungen prägt Fed-Debatte

Unter US-Notenbankern herrscht von wenigen Ausnahmen abgesehen Einigkeit über die Notwendigkeit weiterer Zinssenkungen. Streiten tun sie aber über das Tempo.

Tempo der Zinssenkungen prägt Fed-Debatte

Tempo der Zinssenkungen prägt Fed-Debatte

det Washington

Sorgen um schwachen Jobmarkt überwiegen – 2025 noch zwei Lockerungen wahrscheinlich

Auch ohne Konjunkturdaten, die ein Opfer des Verwaltungsstillstands in Washington sind, ist der geldpolitische Kurs der US-Notenbank offenbar vorgezeichnet. Dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve bis Jahresende zwei weitere Zinssenkungen beschließen wird, ist nämlich so gut wie sicher. Gleichwohl offenbart das Abschlussprotokoll der jüngsten FOMC-Sitzung nicht unerhebliche Differenzen unter den Notenbankern.

Miran schwimmt gegen den Strom

Die Meinungen divergieren insbesondere mit Blick darauf, wann und in welchem Umfang die Währungshüter den Geldhahn aufdrehen sollten. Auch illustrieren die sogenannten FOMC-Minutes den Einfluss, den US-Präsident Donald Trump bereits auf die Fed hat. Dessen kürzlich ernanntes Vorstandsmitglied Stephen Miran stemmte sich dezidiert gegen den Mehrheitsentscheid. Im September hatte das FOMC fast einstimmig eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte beschlossen. Der Ökonom will den Kurswechsel aber beschleunigen. Ganz im Sinne Trumps fordert er dieses Jahr Senkungen um weitere 1,25 Prozentpunkte.

Nach dem Kursschwenk in der zweiten Jahreshälfte 2024 legte die Fed eine neunmonatige Zinspause ein. Trumps protektionistische Handelspolitik schürte nämlich die Angst vor einem neuen Inflationsschub. Dieser ist aber bisher ausgeblieben. Gleichzeitig hat sich das Stellenwachstum deutlich verlangsamt. Was die grundsätzliche Richtung der Geldpolitik angeht, hat sich bei den FOMC-Mitgliedern folglich eine Mehrheitsmeinung durchgesetzt: Angesichts der zunehmenden Schwäche am Arbeitsmarkt müssen sie den Zielkorridor für den Tagesgeldsatz heruntersetzen. Die zweite Komponente des dualen Mandats der Fed, nämlich Vollbeschäftigung zu erreichen, fällt also stärker ins Gewicht als die Inflationsbekämpfung.

Inflationsfalken in der Minderheit

Unterschiedlich fallen hingegen die Bewertungen der Dringlichkeit aus. So heißt es in den Minutes, dass „einige Teilnehmer die Geldpolitik nicht für sonderlich restriktiv halten“. Deren Schlussfolgerung daraus: Bei der Debatte um künftige Zinssenkungen sei „ein sorgfältiger Ansatz angemessen“. Zwar haben die FOMC-Sitzungen 19 Teilnehmer, die ihre Präferenzen äußern können. Von ihnen sind aber nur zwölf stimmberechtigt. Unter jenen, die zu einer falkenhaften Position neigen, zählen jene neun Ausschussmitglieder, die maximal eine zusätzliche Lockerung sehen wollen. Sieben von ihnen würden den Leitzins bis Ende des Jahres sogar unverändert belassen. Sie fürchten, dass die höheren Inputkosten, die als Folge der Zölle zu beobachten sind, allmählich auch auf die Verbraucherpreise durchschlagen werden. Zu den Falken, die prinzipiell zu Vorsicht mahnen, zählen aber Chicago-Fed Präsident Austan Goolsbee und Jeffrey Schmid, der die regionale Notenbank in Kansas City leitet.

Chancenlos gegen die Mehrheit

Neun der übrigen zehn Zentralbanker erwarten genau zwei Senkungen von der aktuellen Zielzone, die bei 4,0 bis 4,25% liegt, auf einen Korridor von 3,5 bis 3,75%. In klarem Kontrast dazu steht Miran, der wie auch Trump das Geld stärker verbilligen will. Miran würde den Leitzins bis Dezember auf 2,75 bis 3,0% senken. Durchsetzen wird sich der Nationalökonom Trump-Berater aber nicht. Das FedWatch Tool der CME Group deutet für Oktober und Dezember auf zwei Senkungen um jeweils 25 Basispunkte hin. Und dabei wird es wohl bleiben, ob mit oder ohne Shutdown.