„Trendanstieg der Insolvenzen vorerst gestoppt“
„Trendanstieg der Insolvenzen vorerst gestoppt“
Trendanstieg der Insolvenzen gestoppt
ba Frankfurt
Im dritten Quartal hat sich das Insolvenzgeschehen nahe dem Rekordhoch etwas beruhigt. Für September zeigt der IWH-Insolvenztrend einen erneuten Anstieg und wegen einer Großinsolvenz auch eine deutlich höhere Zahl betroffener Jobs. In den kommenden Monaten, so erwartet das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), dürfte eine Konsolidierung des Insolvenzgeschehens auf hohem Niveau erfolgen.
„Der Trendanstieg bei der Zahl der Insolvenzen ist vorerst gestoppt“, sagt IWH-Experte Steffen Müller, mit Blick auf die 1.481 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im September. Das sind 5% mehr als im Vormonat und 14% mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen September der Vor-Coronajahre 2016 bis 2019 ergibt sich ein Plus von 64%.
„Nachholeffekte verlieren an Kraft“
Müller führt die hohen Insolvenzzahlen auf langanhaltende gesamtwirtschaftliche Probleme sowie auf Nachholeffekte der Niedrigzinspolitik und Corona-Staatshilfen zurück. „Der Trendanstieg endet jedoch nicht, weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert hätten, sondern weil die Nachholeffekte an Kraft verlieren.“ Die steigenden Insolvenzzahlen seien schmerzhafte, aber notwendige Marktbereinigungen sowie Strukturanpassungen, die Raum für zukunftsfähige Unternehmen schaffen können.
Im September waren in den größten 10% der insolventen Firmen mit etwa 20.000 Jobs 62% mehr betroffen als im Vormonat. Das ist etwa das Vierfache des September-Durchschnitts der Vor-Coronajahre. Die vergleichsweise hohe Zahl erklärt sich laut dem IWH „auch durch die Großinsolvenz der Schlau-Gruppe, zu der die Hammer Fachmärkte gehören“.
Zweithöchster Wert seit 20 Jahren
Im gesamten dritten Quartal kam es bei 4.478 Personen- und Kapitalgesellschaften zur Insolvenz. Damit wurde der Rekordwert des zweiten Quartals 2025 nur um 1% unterschritten und die zweithöchsten Werte seit dem dritten Quartal 2005 gemessen. Selbst im Nachgang der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 waren die Werte niedriger. Verglichen mit dem ersten Quartal 2020 – also noch bevor die Pandemie das Insolvenzgeschehen hätte prägen können – stieg die Zahl der Insolvenzen im dritten Quartal um 61%. Auch wenn das Niveau der betroffenen Arbeitsplätze mit etwa 42.000 „noch immer hoch ist, setzt sich damit der Trend zu kleineren Insolvenzen fort“, analysiert das IWH weiter.
Industrie weniger betroffen
Unter den Branchen rutschten im dritten Quartal deutlich weniger Industriebetriebe in die Pleite (–27%). Bau, Handel und die freiberuflichen und wissenschaftlich-technischen Dienstleistungen hielten sich knapp unter den Höchstständen. Die meisten anderen großen Branchen verzeichneten hingegen neue Rekordwerte. Stark betroffenen waren laut IWH Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Berlin.