Arbeitsmarkt

Trübere Aussichten am Jobmarkt

Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich trotz der Konjunkturflaute noch robust. Diverse Frühbarometer lassen aber auf immer deutlicher sichtbare Spuren schließen.

Trübere Aussichten am Jobmarkt

Trübere Aussichten am Jobmarkt

Frühbarometer signalisieren steigende Arbeitslosigkeit – Dienstleister stellen noch ein

ba Frankfurt

Die Aussichten für den deutschen Arbeitsmarkt trüben sich auch im Juni weiter ein, wie die Frühbarometer der Bundesagentur für Arbeit (BA), des Ifo-Instituts und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen. Mit Blick auf die konjunkturelle Schwäche hält sich der Jobmarkt nach Einschätzung von Experten allerdings weiter robust.

Seit einem Jahr bergab

Gemessen am Stelleindex der BA, dem BA-X, sinkt die Arbeitskräftenachfrage seit einem Jahr. Im Juni hat der Indikator um 3 auf 119 Punkte nachgegeben. Dabei sei die gemeldete Arbeitskräftenachfrage in der Mehrzahl der Wirtschaftszweige im Vorjahresvergleich gesunken – und dies „zum überwiegenden Teil in zweistelliger prozentualer Höhe“, teilte die BA mit. Besonders stark seien die Rückgänge in den Bereichen Information und Kommunikation, dem Gastgewerbe und den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen ausgefallen. In absoluten Zahlen ging es am stärksten bei der Zeitarbeit abwärts. Von deutlichen Zuwächsen wiederum berichtet die BA im Bereich des öffentlichen Dienstes und bei qualifizierten Unternehmensdienstleistungen.

Mit 21% der gemeldeten Arbeitsstellen geht der größte Anteil auf Zeitarbeitsunternehmen zurück, 13% sind den qualifizierten Unternehmensdienstleistungen zuzurechnen und 12% dem verarbeitenden Gewerbe. Je 11% kommen laut BA aus dem Handel und dem Gesundheits- und Sozialwesen, und 7% sind der Baubranche zuzuordnen.

Dem Ifo-Beschäftigungsbarometer zufolge hat sich die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen zwar leicht verbessert – der Indikator stieg um 0,2 auf 98,4 Punkte. „Aber insbesondere in der Industrie spiegelt sich der aufkeimende Pessimismus in zurückhaltenden Personalplanungen“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Einzig bei den Dienstleistern wird weiter über Neueinstellungen nachgedacht.“ Im Bausektor war das Barometer leicht rückläufig. Die Branche leidet nicht nur unter den gestiegenen Energie- und Materialkosten. Der beispiellose Zinserhöhungskurs der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Finanzierungskonditionen verschärft, so dass sich etliche Bauprojekte nicht mehr lohnen und Aufträge minimiert oder ganz gestrichen wurden. So sind laut dem Statistikamt Destatis in den ersten vier Monaten dieses Jahres die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich um 16,9% eingebrochen.

Im Dienstleistungssektor haben die Erwartungen laut Ifo zugelegt, insbesondere wegen der Entwicklung im Grundstücks- und Wohnungswesen. In der Logistik sei die Einstellungsdynamik der Vormonate erstmal gestoppt. Auch im Handel ist der Indikator auf niedrigem Niveau zwar leicht gestiegen, es werde aber eher noch mit einem rückläufigen Personalbestand gerechnet, hieß es weiter.

Das IAB-Arbeitsmarkbarometer hatte ein ähnliches Bild gezeichnet – von steigender Beschäftigung, aber auch steigender Arbeitslosigkeit. Es gebe zwar gute Chancen, dass immer mehr Zugewanderte aus der Ukraine offene Stellen in Deutschland besetzen würden. „Aber zunächst bedeutet Jobsuche oft Arbeitslosigkeit“, erklärte IAB-Experte Enzo Weber. Auch seien die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise zäh und würden auf der Arbeitsmarktentwicklung lasten. Am Freitag berichtet die BA über die Lage am Jobmarkt im Juni. Saisonbereinigt erwarten von Reuters befragte Volkswirte eine Zunahme um 13.000 Arbeitslose. Im Mai war die Zahl der Arbeitslosen um 42.000 auf 2,544 Millionen gesunken.

Bei der BA steht zudem der turnusgemäße Wechsel an der Verwaltungsratsspitze an: DGB-Bundesvorstandsmitglied Anja Piel übernimmt den Vorsitz, Vize wird BDA-Hauptgeschäftsführungsmitglied Christina Ramb.

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