Trump blockiert mit Gold-Zöllen den „sicheren Hafen“ für Anleger
„America First“ beim globalen Goldhandel
Trump erhebt Zölle auf Ein-Kilo-Barren – Teil einer großen Strategie zur Kryptoförderung?
lz Frankfurt
Nach einer kurzen Erleichterung wegen „Zoll-Deals“ etwa mit Japan und der EU, nimmt die Verunsicherung durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump aktuell wieder dramatisch zu: Zuletzt hatte er der Schweiz und Indien mit massiven Zollaufschlägen gedroht, während Mexiko abermals einen Verhandlungsaufschub bekam. Doch zugleich schürt Trump Zweifel an bereits ausgehandelten Deals etwa mit der EU und stellt die Brüsseler Interpretationen der Einigung infrage. Und schließlich nimmt er sich nun mit neuen Zöllen einige Branchen und Unternehmen gesondert vor.
Wie die „Financial Times“ meldet, erheben die USA nun auch Zölle auf die Einfuhr von Gold und zielen damit erneut auf die Schweiz, die im weltweiten Goldhandel eine zentrale Funktion einnimmt. Wie aus einer Mitteilung der Zollbehörde Customs Border Protection Agency (CBS) hervorgehe, sollen speziell Goldbarren mit einem Gewicht von einem Kilo und 100 Unzen mit Abgaben belegt werden.
Ein-Kilo-Barren sind das am häufigsten gehandelte Format an der New Yorker Terminbörse Comex. Diese Produktgröße macht einen Großteil der Schweizer Goldexporte in die USA aus. In der Schweiz werden nämlich die in London üblichen Größenformate in die in New York gängigen Größen nur umgeschmolzen, was die bisherige Zollfreiheit begründet hatte.
Stich ins Herz des Goldhandels
Nach Angaben der „Financial Times“ lieferte die Schweiz in den zwölf Monaten bis Juni Gold im Wert von 61,5 Mrd. Dollar in die USA. Darauf wären dann Zölle in Höhe von 24 Mrd. Dollar fällig, nachdem die USA auf importierte Schweizer Waren jüngst einen Zoll von 39% verhängt haben.
Sollten die Zölle auf Goldimporte greifen, wäre „das Herz des globalen Goldhandels“ getroffen, wie Analyst Stephen Innes von SPI Asset Management darlegt. Seiner Einschätzung kommt die Maßnahme „einer tektonischen Verschiebung“ auf dem Goldmarkt gleich. Trumps Weisung hält Innes für einen „weiteren Pinselstrich in Trumps America First-Gemälde“. Mit der Ausrichtung auf Kilobarren – dem Standardformat auf den US-Märkten und bei Juwelieren – wolle die Regierung nicht nur Zölle einnehmen. Sie schreibe auch „die internationalen Regeln neu, was eine neutrale Wertanlage ist und was nicht“. Das Ironische daran sei, „dass Gold gerade inmitten des Chaos, das diese Politik verursacht, einer der eindeutigsten sicheren Häfen ist“.
Krypto wird attraktiver
In einer Zeit, in der die Zentralbanken Gold horten, um sich vom Dollar-Risiko abzusichern, errichte Washington nun Mautstellen auf der globalen Metallautobahn – und die USA sollen davon profitieren. Hier gehe es nicht nur um Handelspolitik, sondern um das Vertrauen in die Architektur der globalen Finanzwelt. „Wenn Gold – der unpolitischste aller Vermögenswerte – in das Kreuzfeuer der Zölle gerät, was kommt dann als Nächstes?“
Und wenn Gold wegen der Zölle weniger attraktiv wird, werden alternative Produkte wie Stablecoins natürlich interessanter für Anleger – ein weiterer Push für die von ihm explizit angestrebte US-Hegemonie bei Kryptowerten. Und gleichzeitig setzt er die Notenbanken unter Druck, die auf Goldreserven sitzen, macht sich zudem ein Stück unabhängiger.
WTO angerufen
Brasilien, das wegen der neuen US-Einfuhrzölle in Höhe von 50% unter Druck steht, hat inzwischen die Welthandelsorganisation (WTO) eingeschaltet. Denn mit ihrer erratischen Zollpolitik würden die USA „in eklatanter Weise“ gegen zentrale Verpflichtungen verstoßen, die sie in der WTO eigentlich eingegangen seien, teilte das Außenministerium mit. Zumal die Zölle explizit mit innenpolitischen Argumenten erklärt werden: der strafrechtlichen Verfolgung des früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro in Brasilien. Die US-Regierung wirft Brasilien vor, mit dem Vorgehen gegen Bolsonaro die nationale Sicherheit, Außenpolitik und Wirtschaft der USA zu gefährden. Beobachter in Brasilien sehen indes einen gezielten Versuch Washingtons, politischen Druck zugunsten des rechten Ex-Präsidenten auszuüben.
Bolsonaro steht seit Wochenbeginn unter Hausarrest – angeordnet von Bundesrichter Alexandre de Moraes wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Auflagen. Der rechte Ex-Präsident muss sich wegen seiner Rolle bei einem versuchten Staatsstreich nach seiner Wahlniederlage 2022 vor der Justiz verantworten.
Die Erfolgsaussichten Brasiliens bei der WTO gelten als begrenzt. Viele Mitgliedstaaten fordern seit Jahren eine Reform des Streitbeilegungssystems, das derzeit von den USA blockiert wird, in dem sie die Ernennung neuer Richter verhindern.
Probleme bei Deal mit Japan
Auch bei der Umsetzung des Handelsabkommens zwischen den USA und Japan gibt es Probleme. Nach Angaben der Regierung in Tokio haben die USA aber zugesagt, die Fehler zu korrigieren und zu viel gezahlte Zölle zurückzuerstatten. Dafür würden Verordnungen von US-Präsident Donald Trump geändert. Japan muss eigentlich Zölle auf die meisten Exporte in die USA in Höhe von 15% zahlen. Dieser Satz wurde jetzt aber auf bestimmte Warengruppen wie etwa Rindfleisch, die bereits höheren Zöllen unterliegen, noch oben draufgesattelt.
Seit Donnerstag werden die neuen US-Zölle gegen Japan und die EU in Höhe von 15% auf die meisten Waren erhoben. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) hatte aber geklagt, dass der im Frühjahr erhöhte Zoll für die Branche von 27,5% noch nicht auf 15% abgesenkt worden sei.