Geldpolitik

Ukrainische Zentralbank hebt Leitzins auf 25 Prozent

Die Zentralbank der Ukraine hat ihren Leitzins erstmals seit dem Einmarsch russischer Truppen erhöht – und das gleich ungewöhnlich kräftig. Der Zinssatz werde von 10 % auf 25 % angehoben, teilten die Währungshüter am Donnerstag in Kiew mit.

Ukrainische Zentralbank hebt Leitzins auf 25 Prozent

Reuters Kiew

Die Zentralbank der Ukraine hat ihren Leitzins erstmals seit dem Einmarsch russischer Truppen erhöht – und das gleich ungewöhnlich kräftig. Der Zinssatz werde von 10% auf 25% angehoben, teilten die Währungshüter am Donnerstag in Kiew mit. Damit soll die hohe Inflation gedämpft werden. Die Teuerungsrate hat zuletzt zweistellige Prozentwerte erreicht, was Einkommen und Ersparnisse entwertet. Russland hat das Nachbarland am 24. Februar überfallen. Russland bezeichnet sein Vorgehen als militärischen Sondereinsatz.

„Die Notenbank geht davon aus, dass die Anhebung ausreichen wird, um den Druck auf den Devisenmarkt zu verringern und die Inflationserwartungen zu stabilisieren“, hieß es in einer Mitteilung. Das sei die Voraussetzung dafür, um später den Leitzins wieder senken zu können. Höhere Zinsen machen eine Währung attraktiver. Dies könne dabei helfen, „die Wechselkursstabilität zu gewährleisten und die Inflation während des Krieges einzudämmen“. Die Inflationsrate erreichte bereits vor Kriegsausbruch zweistellige Werte. Im April kletterte sie nach Schätzungen der Notenbank auf 16,4%, im Mai auf rund 17%. Zieht der Kurs der Landeswährung an, macht das Importe günstiger und kann so die Teuerung dämpfen.

Die Ukraine steht wegen des Krieges auch wirtschaftlich unter starkem Druck. Bereits 40% der Unternehmen mussten schließen. Zugleich wurden die Infrastruktur zerstört, Schifffahrtsrouten blockiert und Städte in Schutt und Asche gelegt. Im Falle eines „länger andauernden Konflikts ohne klare Lösung“ könne das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 60% einbrechen, sagen die Ökonomen der US-Großbank Morgan Stanley voraus. In diesem Szenario würde die Ukraine auch den Zugang zum Schwarzen Meer im Süden verlieren. Eigentlich gehen die Analysten von einem Einbruch von 39% für 2022 aus – wobei dabei ein längerer Konflikt „mit abnehmender Intensität“ unterstellt wird.