Deutsche Konjunktur

Umsätze im Einzelhandel steigen überraschend

Nächste Überraschung: Nachdem die Statistiker am Freitag entgegen den Prognosen für das dritte Quartal ein Wirtschaftswachstum melden konnten, berichten sie heute von gestiegenen Einzelhandelsumsätze im September – trotz hoher Inflation.

Umsätze im Einzelhandel steigen überraschend

Im deutschen Einzelhandel sind die Umsätze im September trotz der hohen Inflation überraschend gestiegen. Im Monatsvergleich meldete das Statistische Bundesamt am Montag einen Anstieg um real 0,9%. Nominal (nicht preisbereinigt) legten die Umsätze um 1,8% zu. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie waren im Monatsvergleich von einem erneuten Umsatzdämpfer ausgegangen und hatten einen Rückgang der Erlöse um real 03 bis 0,5% erwartet.

Die hohe Inflation dämpft derzeit die Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher. Dieser Preisschub zeigt sich im Vorjahresvergleich. Die Einzelhändler hatten zwar 9,9% mehr in der Kasse als im September 2021. Rechnet man die Preissteigerungen heraus, gab es jedoch zum Vorjahresmonat ein reales Minus von 0,9%. Volkswirte hatten hier sogar einen Rückgang von 4,9% erwartet.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, zeigt sich überrascht und sprach von einer „Riesenüberraschung“. Dies erkläre auch das unerwartete klare Plus des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal von 0,3%. Die hohen Inflationsraten dürften nach seiner Einschätzung aktuell möglicherweise sogar beim Konsum helfen. Gitzel: „Das Motto könnte lauten: Lieber jetzt kaufen bevor es teurer wird.“ Für die EZB wäre dies allerdings ein fatales Signal, denn die Konsumenten würden nicht darauf setzen, dass die Inflationsraten bald kleiner ausfielen.

Alexander Krüger, Chefökonom bei Hauck Aufhäuser Lampe, erwartet hingegen schon bald ein tiefes Einknicken: „Die schlechte Verbraucherlaune spricht für eine Fortsetzung des Abwärtstrends.“ Viele Konsumenten litten unter dem gestiegenen Preisniveau und hätten Existenzängste. Dass Unternehmen Stellenabbaupläne hegen, belaste mittelfristige Konsumperspektiven.