Industrie im Euroraum

Unerwartet starkes Produktionsminus

Das unerwartet starke Produktionsminus der Euro-Industrie zu Jahresbeginn und der praktisch unveränderte Einkaufsmanagerindex lassen ein nur schwaches Wirtschaftswachstum erwarten.

Unerwartet starkes Produktionsminus

Produktion sinkt unerwartet stark

Rückgang um 3,2 Prozent im Euroraum – Ergebnis vom Dezember nach unten revidiert

ba Frankfurt

Die Euro-Industrie ist unerwartet schwach ins neue Jahr gestartet. Nachdem die Produktion zudem im Dezember schwächer als zunächst gemeldet ausgefallen war und der Einkaufsmanagerindex auch im Februar nicht vorankommt, wird es immer wahrscheinlicher, dass die Wirtschaft des gemeinsamen Währungsraums zumindest im Startabschnitt nicht durchstarten kann.

Im Januar 2024 haben die Industrieunternehmen im Euroraum laut dem Statistikamt Eurostat die Produktion um 3,2% im Monatsvergleich gedrosselt. Ökonomen hatten zwar ein Minus erwartet, allerdings nur mit –1,8% gerechnet. Zudem revidierten die Luxemburger Statistiker den Dezemberwert deutlich nach unten: Statt dem ursprünglich vermeldeten Anstieg von 2,6% beträgt das Plus nur mehr 1,6%. Im Jahresvergleich folgte ein Rückgang von 6,7% einem Zuwachs von revidiert 0,2 (zunächst: 1,2%). Ökonomen hatten hier ein Minus von 3,0% auf dem Zettel.

Ähnliches Bild in der EU

In der EU sieht es ähnlich aus: Der monatliche Rückgang um 2,1% folgt einem Anstieg um revidiert 1,6 (zunächst 2,6)% im Dezember. Binnen Jahresfrist ergibt sich ein Rückgang von 5,7%. Und auch hier griffen die Statistiker bei der Entwicklung im Dezember zum Rotstift: Der Anstieg von 1,2% wurde auf 0,6% halbiert.

Am kräftigsten erhöhte sich die Erzeugung von Vorleistungsgütern (2,6%), gefolgt von Energie (0,5%). Den stärksten Rückgang verzeichnete Eurostat bei Investitionsgütern (–14,5%). Eingeschränkt wurde auch die Fertigung von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern.

Unterschiedliche Entwicklung der Mitgliedstaaten

Die Entwicklung in den EU-Mitgliedstaaten lief weit auseinander: Den kräftigsten monatlichen Anstieg verzeichneten Polen (13,3%), Slowenien (10,6%) und Litauen (7,2%). Zu den höchsten Rückgängen kam es in Irland (−29,0%), Malta (−9,4%) und Estland (−6,6%). Wobei die irischen Zahlen derzeit stark schwanken – das nationale Statistikamt überprüft seit längerem die Saisonbereinigung.

Unter den Euro-Schwergewichten war es diesmal Frankreich (−1,0%), das schwächelte. Deutschlands Industrie schaffte zu Jahresbeginn den Swing von −1,8% auf +0,6%. Ebenso wie die spanischen Industrieunternehmen, deren Produktionszuwachs von 0,4% im Januar einem Rückgang um 0,6% im Dezember folgte.

Auf dem Weg der Besserung

Die jüngste Einkaufsmanagerumfrage zeigt, dass die Euro-Industrie im Februar „weiter auf dem Weg der Besserung war“, wie es bei S&P Global heißt. Dass der Einkaufsmanagerindex (PMI) um 0,1 auf 46,5 Punkte gefallen ist, lag allein an der deutschen Industrie.

Spanien hingegen lobte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank, als das erste der vier führenden Euro-Länder, das wieder in den Wachstumsbereich zurückkehrt. Positiv wertet de la Rubia, „dass sich der Rückgang der Auftragseingänge in der Eurozone leicht abgeschwächt hat, was einen Hoffnungsschimmer auf eine mögliche Nachfrageerholung in der Zukunft gibt“. Neben dem Auftragseingang sank auch die Einkaufsmenge so gering wie seit knapp einem Jahr nicht, das Tempo des Produktionsrückgangs stabilisierte sich und die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr fielen genauso optimistisch aus wie zum Neunmonatshoch im Januar. Zudem ließ der Preisdruck weiter nach.

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