Bundesbank-Umfrage

Ungleichheit in Deutschland sinkt etwas

Die Vermögen in Deutschland sind so ungleich verteilt wie in kaum einem anderen EU-Land. Doch diese Ungleichheit ist laut einer Bundesbank-Umfrage gesunken – zumindest in einer Betrachtungsweise.

Ungleichheit in Deutschland sinkt etwas

Ungleichheit in Deutschland sinkt etwas

Bundesbank-Befragung: Vermögen der Deutschen nimmt zu – Relativer Anstieg bei Ärmeren größer

mpi Frankfurt

Bei der Vermögensverteilung der deutschen Privathaushalte gibt es einen leichten Rückgang der Ungleichheit – dennoch konzentriert sich ein Großteil der materiellen Besitztümer in Deutschland weiterhin auf eine kleine Gruppe sehr reicher Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung der Deutschen Bundesbank zu den finanziellen Verhältnissen von Privatpersonen hierzulande, die das Institut am Montag veröffentlichte. Über 4.000 Haushalte machten 2021 Angaben über die Struktur ihres Vermögens und ihrer Schulden.

Mehrere der gängigen statistischen Größen zur Messung von Ungleichheit sind demnach im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Jahr 2017 gesunken. Das Medianvermögen – also der Wert, bei dem genau die Hälfte mehr und die andere Hälfte weniger besitzt – lag 2021 bei 106.600 Euro (siehe Grafik). Um zu den reichsten 10% aufzusteigen, musste der Medianhaushalt 2021 sein Vermögen um den Faktor 6,8 auf 725.900 Euro erhöhen. Bei der Befragung vier Jahre zuvor war noch eine Steigerung um das 7,8-fache nötig. Auch der Gini-Koeffizient ist seit der ersten Untersuchung der Bundesbank im Jahr 2010/11 von 0,76 auf 0,73 gefallen. Bei einem Wert von 0 hätten alle ein exakt gleich großes Vermögen, bei einem Wert von 1 besitzt einer alles und alle anderen nichts.

Demnach zeigt der Gini-Koeffizient nicht nur einen leichten Rückgang bei der Ungleichheit, sondern auch: Trotz dieses Rückgangs sind die Vermögen in Deutschland nach wie vor sehr ungleich verteilt. Ein Wert, der dies gut illustriert, ist das Verhältnis zwischen Medianvermögen und Durchschnittsvermögen. Der Durschnitt lag 2021 – stark beeinflusst von einigen sehr reichen Haushalten – bei nominal 316.500 Euro, also dem 3-fachen des Median. In Spanien, Italien oder Portugal war der Durchschnitt 2020 hingegen nur etwa doppelt so hoch wie der Median. Zudem: Auch wenn die relative Ungleichheit in Deutschland etwas abgenommen hat, der Abstand zwischen arm und reich in absoluten Zahlen ist größer geworden.

Pandemie steigerte Sparquote

Ein weiterer Befund der Befragung ist, dass das Vermögen der Deutschen insgesamt deutlich zugenommen hat. Das Medianvermögen ist von 2017 bis 2021 von 70.800 Euro auf besagte 106.600 Euro gestiegen. Als einen Grund hierfür nennt die Bundesbank die Pandemie. Die Sparquote vieler Haushalte ist 2020 aufgrund der Corona-Lockdowns gestiegen. Das Geld landete vor allem auf Spar- und Girokonten.

Die größeren finanziellen Polster dürften die Haushalte wegen der hohen Inflation seit dem vergangenen Jahr und den gestiegen Energiekosten gut gebraucht haben. Welche finanziellen Auswirkungen 2022 für die Privathaushalte mit sich gebracht hat, wird erst die nächste Befragung der Bundesbank zeigen.