Unternehmen sommerlich gestimmt
Unternehmen sommerlich gestimmt
Einkaufsmanagerindex für den Euroraum legt unerwartet zu – Industrie als Zugpferd
Die vorläufigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage verheißen der Wirtschaft im Euroraum eine zähe Erholung. Auch wenn die Antworten bereits vor der schriftlichen Fixierung des Handelsdeals abgegeben wurden, sorgte die Industrie bereits im August für etwas Auftrieb. Die Dienstleister hingegen schwächelten.
ba Frankfurt
Die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum insgesamt hat sich im August gefangen. Die vorläufigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage für die gesamte Privatwirtschaft zeigen, dass die Erholung im Gange ist, wenn auch nur langsam. Die Stimmung der Unternehmen im Euroraum ist sogar auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr gestiegen – und dies, bevor die Einigung zwischen der EU und den USA im Handelskonflikt schriftlich fixiert wurde. Dass ein Zollsatz von 15% auf die meisten europäischen Produkte wie etwa Autos, Autoteile, Arzneimittel, Halbleiter und Holz festgezurrt wurde, verteuert zwar die europäischen Waren auf dem US-Markt und belastet die Exportwirtschaft. Es sorgt aber für etwas weniger Unsicherheit, was die Unternehmensinvestitionen beflügeln dürfte.
Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, kletterte um 0,2 auf 51,1 Punkte. Ökonomen hatten hingegen einen Rückgang auf 50,6 Zähler prognostiziert. Damit lugt das Stimmungsbarometer etwas weiter in den expansiven Bereich, der von Werten oberhalb der neutralen 50er-Marke gekennzeichnet wird, und signalisiert einen moderaten Aufschwung. Damit steht der PMI im Widerspruch mit den Einbrüchen der Konjunkturindizes von ZEW und Sentix.
„Die Lage bessert sich“
„Die Lage bessert sich“, kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Offensichtlich kämen die Unternehmen der Eurozone trotz der widrigen Umstände im Zusammenhang mit den US-Zöllen und der allgemeinen Unsicherheit relativ gut zurecht. „Hier dürfte sich der Binnenmarkt und insbesondere die Tatsache, dass sowohl bei den Exporten als auch im Tourismus die Umsätze vor allem innerhalb der EU generiert werden, positiv bemerkbar machen.“

Als Zugpferd macht S&P diesmal das Verarbeitende Gewerbe aus, das die Produktion so stark hochfuhr wie zuletzt vor knapp dreieinhalb Jahren. „Vor dem Hintergrund der angehobenen Zölle durch US-Präsident Trump ist das erstaunlich“, betont Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. Offenbar führe die gelockerte Geldpolitik im Euroraum und in vielen Volkswirtschaften von Handelspartnern dazu, dass die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe zunehmen. „Niedrigere Zinsen erleichtern die Finanzierung beispielsweise von Investitionen und kurbeln somit die Wirtschaft an“, erklärt Stamer.
Erstmals seit drei Jahren im Expansionsbereich
Für LBBW-Ökonom Elmar Völker nimmt die Industrie den zwiespältigen Zolldeal mit den USA doch erst mal verhalten positiv auf. „Getreu dem Motto: Nicht wirklich gut, aber das Damoklesschwert einer weiteren Eskalation ist erst mal weg, was die Planbarkeit verbessert“. Andererseits habe sich die Stimmung im Dienstleistungssektor nach zuvor zwei Anstiegen in Folge wieder eingetrübt. Der Industrieindex übersprang erstmals seit drei Jahren wieder die Wachstumsschwelle – er legte um 0,7 auf 50,5 Punkte zu. Das Pendant der Dienstleister gab um 0,3 auf 50,7 Zähler nach.
Schlusslicht Frankreich
In den beiden größten Euro-Volkswirtschaften – Frankreich und Deutschland – legten die Composite PMI gleichfalls dank guter Industrieentwicklungen unerwartet zu. In Deutschland ging es von 50,6 auf 50,9 Punkte nach oben, womit die Lücke zum Rest der Eurozone kleiner wird. Frankreichs Gesamtindex legte nach dem Rutsch im Juli auf 49,8 nach 48,6 Punkte zu, bleibt damit aber Euro-Schlusslicht.