Unternehmen verlieren Glauben an Aufschwung
Unternehmen verlieren Glauben an Aufschwung
Unternehmen verlieren Glauben an Aufschwung
Info-Index zeigt unerwartet skeptische Zukunftseinschätzungen
ba Frankfurt
Die deutschen Unternehmen blicken deutlich skeptischer in die Zukunft. Ökonomen werten den unerwarteten Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas als Ausdruck der Enttäuschung, dass die Bundesregierung den versprochenen „Herbst der Reformen“ bislang schuldig bleibt und der Ungewissheit, ob die Milliardenausgaben des Staates tatsächlich in zusätzliche Investitionen für Infrastruktur und Verteidigung fließen.
Erwartungskomponente gibt nach
Das Ifo-Geschäftsklima gab um 0,3 auf 88,1 Punkte nach. Experten hatten erwartet, dass das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer leicht auf 88,5 Zähler zulegt. „Die deutsche Wirtschaft zweifelt an einer baldigen Erholung“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Managern. Diese schätzten vor allem die Aussichten für die kommenden sechs Monate skeptischer ein. Die aktuelle Lage wurde zwar etwas besser bewertet, der Rückgang vom Vormonat wurde damit allerdings noch nicht zur Gänze egalisiert. Der Finanzmarkt zeigte sich von den Daten relativ unbeeindruckt – nach Veröffentlichung der Ifo-Umfrageergebnisse gab der Dax nach, aber nur eine halbe Stunde später war die Nachricht bereits verdaut.

Das von der Bundesregierung aufgelegte Infrastrukturprogramm „scheint keine Euphorie mehr zu entfachen“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Zu viele Mittel fließen nicht in zusätzliche Investitionen, sondern werden für andere Ausgaben verwendet.“ Nur der Politik die Schuld zu geben, sei allerdings zu einfach, mahnt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Denn in den vergangenen Wochen habe auch die Nervosität an den globalen Aktienmärkten zugenommen wegen der Frage, wie nachhaltig die Technologie der KI den bisherigen Aktienboom noch wird tragen können. „Die Performance der Aktienmärkte entscheidet darüber, wie gut der Zugang zum Kapitalmarkt, sei es über Aktien, über Unternehmensanleihen oder über Bankkredite, in den kommenden Monaten sein wird.“
Mini-Wachstum in Sicht
Insgesamt deutet das Ifo-Klima ein Wirtschaftswachstum von 0,1% im Schlussabschnitt an. Im Sommer hatte die Wirtschaft noch stagniert. Den positiven Impulsen höherer Ausrüstungsinvestitionen standen dabei niedrigere Exporte gegenüber. Weitere Details veröffentlicht das Statistikamt Destatis diesen Dienstag. Ökonomen erwarten, dass sich der private Verbrauch kraftlos entwickelt hat – dies wird wohl auch das am Donnerstag anstehende GfK-Konsumklima unterstreichen. Als weiterer Beleg dürfte dann der Arbeitsmarktbericht dienen, der am Freitag ansteht: Für den Winter erwartet Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, dass die Arbeitslosenzahl die 3-Millionen-Marke überschreitet.
Der deutsche Leitindex Dax legte trotz des enttäuschenden Ifo-Geschäftsklimas bis zum späten Nachmittag um 0,9% auf 23.304 Punkte zu. Der Euro Stoxx 50 verbesserte sich um 0,7% auf 5.551 Zähler. Der Blick der Investoren galt am Montag vor allem bestimmten Einzelwerten. Gefragt waren hier etwa die Papiere von Bayer, die um 12% in die Höhe sprangen. Rund zwei Jahre nach dem Forschungsrückschlag mit dem Gerinnungshemmer Asundexian meldet der Pharmakonzern positive Studienergebnisse mit diesem Mittel.
Kommentar Seite 2 Artikel Seite 6
