Zeichen stehen auf Zinssenkung

Jobverluste im US-Privatsektor

Starke Einbußen am US-Arbeitsmarkt könnten kommende Woche das Zünglein an der Waage zugunsten einer Zinssenkung sein. Auch mehren sich Hinweise auf geringere Inflation.

Jobverluste im US-Privatsektor

Jobverluste im US-Privatsektor

Zeichen stehen auf Lockerung der Geldpolitik – Einfuhrpreise signalisieren geringere Inflation

det Washington

Der US-Jobmarkt hat im November kräftig Federn gelassen und könnte eine Zinssenkung der Fed am kommenden Mittwoch zementiert haben. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) berichtete, strichen Firmen im Privatsektor 32.000 Stellen. Erwartet hatten Bankvolkswirte im Schnitt einen Anstieg um etwa 20.000. ADP-Chefökonomin Nela Richardson begründete den Einbruch mit dem „unsicheren makroökonomischen Umfeld“. Auch habe „Vorsicht seitens der Verbraucher“ zur Zurückhaltung bei Neueinstellungen beigetragen.

Stellenverluste auf breiter Front

Laut Richardson war die Schwäche zwar weit verbreitet. Gleichwohl seien Verluste bei kleineren Firmen entscheidend gewesen. So lösten Klein- und Mittelbetriebe insgesamt 120.000 Arbeitsplätze auf. Unternehmen mit mindestens 50 Angestellten und Großkonzerne stellten hingegen deutlich mehr Mitarbeiter ein. Das verarbeitende Gewerbe verlor 18.000 Jobs, während die Einbußen bei Dienstleistern sich auf 13.000 beliefen. Zu einer bedeutenden Zahl von Neueinstellungen kam es ausschließlich im Gesundheitswesen und im Gast- und Freizeitgewerbe. Fach- und Informationsdienstleister entließen hingegen eine hohe Zahl von Mitarbeitern.

Der Bericht bestätigt die Flaute am Jobmarkt, die seit Jahresbeginn zu beobachten ist. So entstanden im September ohne Berücksichtigung des Agrarsektors 119.000 Stellen. Seit Januar entstanden dem Bureau of Labor Statistics (BLS) zufolge im Monatsschnitt nur 76.000 Stellen. Auch erreichte die Arbeitslosenquote im September mit 4,4% den höchsten Stand in fast vier Jahren. Ökonomen erwarten, dass der Trend andauern wird.

Shutdown löste Verspätungen aus

Das BLS hat auf einen Bericht für Oktober komplett verzichtet, da während des Verwaltungsstillstands keine Daten erhoben wurden. Bei späteren Berichten führt der Shutdown zu teilweise erheblichen Verzögerungen. Deswegen wird der Arbeitsmarktbericht für November erst am 16. Dezember veröffentlicht, also deutlich nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed in diesem Jahr.

Unterdessen spricht nicht nur die ausgeprägte Schwäche am Jobmarkt für eine Zinssenkung. Auch signalisiert der nachlassende Lohndruck eine womöglich geringere Inflation. So meldete ADP, dass bei Erwerbstätigen, die ihren Arbeitsplatz behielten, die Löhne auf Jahressicht um 4,4% stiegen. Personen, die den Arbeitgeber wechselten, hatten im Schnitt ein um 6,3% höheres Gehalt. Beide Zahlen liegen unter den Werten vom Oktober.

Keine Verteuerung bei Einfuhren

Beruhigend dürfte aus der Sicht der Inflationsfalken in den Reihen der Notenbank auch der jüngste Bericht des BLS sein. Demnach blieben die Einfuhrpreise im September auf Monatssicht unverändert. Viele Experten hatten damit gerechnet, dass die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump die Importe verteuern würden. Billigeres Öl und Erdgas drückten die Treibstoffpreise um 1,5%. Im Vorjahresvergleich legten die Einfuhrpreise um 0,3% zu.

Ohne Berücksichtigung der Energiekomponente verteuerten sich Importe gegenüber dem Vormonat um 0,2% und auf Jahressicht um 0,8%. Die Ausfuhrpreise waren im Vormonatsvergleich ebenfalls unverändert. Gegenüber dem Vorjahr verteuerten sich Exporte aber um 3,8%. Das ist auf Jahressicht der stärkste Preisanstieg seit Dezember 2022. Damals meldete das Arbeitsministerium ein Plus von 4,6%.

Dauerschwäche in der Industrie

Unterdessen meldete die US-Notenbank für September gegenüber dem Vormonat einen Anstieg der Industrieproduktion um 0,1%. Auf Jahressicht stieg die Fertigung um 1,1%. Im verarbeitenden Sektor blieb der Output gegenüber dem Vormonat unverändert und stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,5%. Im dritten Quartal fuhren Hersteller langlebiger Güter ihre Fertigung um 0,1% hoch. Die Produktion von Verbrauchsgütern gab hingegen um 0,1% nach.

Auch verharrte die Produktion im Bergbau auf dem Niveau vom August. Lediglich die Versorgungsunternehmen konnten ein Plus von 1,1% verzeichnen. Die Zahlen der Fed illustrieren die Dauerschwäche in der US-Industrie, die im zweiten und dritten Quartal zusammen die kumulative Produktion um weniger als 0,1% ausweiten konnte.