US-Arbeitsmarkt schwächelt zum Jahresende

Beschäftigtenzahl sinkt nach acht Monaten wieder - Ökonomen befürchten Trendwende - Löhne steigen

US-Arbeitsmarkt schwächelt zum Jahresende

ast Frankfurt – Der noch amtierende US-Präsident Donald Trump hinterlässt seinem demokratischen Nachfolger Joe Biden eine große Baustelle am Arbeitsmarkt. Im Dezember strichen die Unternehmen überraschend 140 000 Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft, wie das Statistikbüro der Regierung in seinem mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktbericht am Freitag mitteilte. Es ist der erste Jobabbau nach acht Monaten.Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 6,7 % und damit doppelt so hoch wie vor der Coronakrise. Gleichzeitig legten die Löhne überraschend stark zu. Demnach stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne im Vergleich zum November um 0,8 %. Im Vorjahresvergleich steht ein Plus von 5,1 % zu Buche.Infolge der zum Jahresende vorübergehend abgeflachten Infektionswelle hatten Analysten mit einem Zuwachs von 71 000 Stellen gerechnet. Im November hatten die Unternehmen noch 336 000 Stellen aufgebaut (siehe Grafik). Die Zahl revidierte das Statistikbüro nach oben. In der ersten Januarwoche stellten zudem 787 000 Personen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, etwas weniger, als Ökonomen erwartet hatten.”Der US-Arbeitsmarkt hat eine Trendwende vollzogen”, warnte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Arbeitslosenzahlen wieder stiegen. Helaba-Ökonom Ralf Umlauf findet: “Die Zahlen enttäuschen insbesondere vor dem Hintergrund der überraschend festen Stimmungsindikatoren (ISM) der laufenden Woche.” Die jüngsten Coronadaten aus den USA geben zudem wenig Anlass zu Hoffnung auf Besserung. Mit über 4 000 Toten binnen 24 Stunden im Zusammenhang mit dem Coronavirus meldete das Gesundheitsministerium am Freitag einen traurigen Rekord.Das wirtschaftliche Vermächtnis von Präsident Trump erhält damit einen weiteren Dämpfer. Dieser war angetreten mit dem Anspruch, der “größte jobproduzierende” Präsident zu sein. Bis Corona kam, hatte es tatsächlich lange so ausgesehen, als könne Trump liefern.Der kriselnde Arbeitsmarkt dürfte für den neuen Präsidenten Biden und die Notenbank Fed eine der dringlichsten Aufgaben werden. Während der Pandemie gingen in den USA mehr als 22 Millionen Jobs verloren – etliche Millionen dauerhaft.Der jüngste Erfolg der Demokraten in Georgia “dürfte nun erst einmal die Hoffnung auf eine Ausweitung staatlicher Konjunkturhilfen nähren”, sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Das könne dann relativ kurzfristig auch dem Arbeitsmarkt zugutekommen. Allerdings seien Bidens Pläne, den Mindestlohn zu verdoppeln, gefährlich für die Jobsicherheit gerade bei kleineren Unternehmen, die zudem unter der von Biden angestrebten Erhöhung des Unternehmenssteuersatzes von 21 auf 28 % zu ächzen hätten.Optimistischer äußerte sich Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Bei einer Herdenimmunisierung bis zum Sommer durch umfangreiche Impfprogramme würden absehbar neue Jobs geschaffen. “Joe Biden wird also vermutlich gleich zu Beginn seiner Amtszeit von wirtschaftlichem Rückenwind getragen werden”, erwartet Gitzel.