US-Inflation

US-Inflation auf tiefstem Stand seit 2021

Der Preisauftrieb in den USA hat im Oktober weiter nachgelassen. Das verstärkt Erwartungen, dass die US-Notenbank Fed im Dezember ihre Zinspause fortsetzen wird.

US-Inflation auf tiefstem Stand seit 2021

US-Inflation auf tiefstem Stand seit 2021

Fed wird im Dezember Zinspause voraussichtlich verlängern – Wohnkosten und Lebensmittel treiben Inflation

Die US-Verbraucherpreise sind im Oktober unverändert geblieben und dürften die Notenbank in ihren Plänen bestätigen, bei der im Dezember stattfindenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) auf eine Zinserhöhung zu verzichten. Gleichwohl ist eine Straffung im nächsten Jahr nicht vom Tisch.

det Washington

Die US-Inflationsrate ist im Oktober auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen. Das könnte eine Fortsetzung der im September eingeläuteten Zinspause bei der nächsten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) im Dezember besiegeln. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, blieb der Verbraucherpreisindex (CPI) gegenüber dem Vormonat unverändert und legte im Vorjahresvergleich um 3,2% zu. Erwartet hatten Bankvolkswirte einen Anstieg um 0,1% und auf Jahressicht um 3,3%. Im September hatten sich Konsumgüter um 3,7% verteuert. Die Kernrate, die volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, lag um 0,2% über dem Wert vom September. Die Jahresrate betrug 4,0%. Das ist der niedrigste Wert seit September 2021.

Getrieben wurden die Preise von den weiter hohen Wohnkosten, die um 0,3% und verglichen mit dem Vorjahr um 6,7% höher lagen. Ausschlaggebend dafür waren steigende Eigenheimpreise und hohe Finanzierungskosten sowie Mieten, die angesichts der hohen Nachfrage und relativen Knappheit an verfügbaren Immobilien ebenfalls zulegten. Lebensmittel verteuerten sich um 0,3% und auf Jahressicht um 3,3%. Die Wohnkosten und Lebensmittelpreise glichen den Rückgang bei Energieprodukten aus, die sich um 2,5% und gegenüber dem Vorjahr um 4,5% verbilligten. 

Aus Sicht der Notenbank ist der nachlassende Preisdruck einerseits ermutigend, unterstreicht aber zugleich, dass die Inflation an der Kernrate gemessen weiter auf einem relativ hohen Niveau verharrt. Das bevorzugte Inflationsmaß der Währungshüter ist der PCE-Preisindex, dessen Kernrate im September um 3,7% anzog. Notenbankchef Jerome Powell bezieht sich bei Reden aber immer häufiger auch auf den CPI, der mit dem im Oktober gemessenen Plus 3,7% ebenfalls deutlich oberhalb der Zielgröße von 2% liegt.

Falkenhafter Ton der Fed

Folglich ist Jeffrey Roach, Chefökonom bei dem Investmentunternehmen LPL Financial, überzeugt, dass „trotz der Entschleunigung bei der Inflation die Fed weiter einen falkenhaften Ton anschlagen und Anleger an die Entschlossenheit erinnern wird, die Inflation wieder auf 2% zu drücken“. Indes weist Bantleon-Ökonom Andreas Busch darauf hin, dass „sich die Headline-Inflationsrate seit ihrem Höhepunkt von 9,1% fast gedrittelt hat und vieles dafür spricht, dass der Teuerungsdruck weiter abebben wird“.

Experten rechnen jedenfalls damit, dass das FOMC im Dezember seine Zinspause fortsetzen wird. Nach einer Serie von insgesamt elf Straffungen ist die Zielzone für den Leitzins seit der letzten Erhöhung im Juli unverändert geblieben. Nach der Veröffentlichung des jüngsten CPI unterstellte das Fed Watch Tool der CME mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90%, dass der Offenmarktausschuss auch kommenden Monat an der Zielzone von 5,25 bis 5,5% festhalten wird.

Die Überzeugung der meisten Analysten, dass die Notenbank sich in vier Wochen weiter zurückhalten wird, wurde zuletzt auch von den Aussagen des Fed-Vorsitzenden Powell bestätigt. Angesichts der bereits erzielten Erfolge bei der Eindämmung der Inflation sei das Tempo der Zinserhöhungen heute nicht mehr der entscheidende Faktor, hatte der oberste Währungshüter bei einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF) gesagt. Jetzt gelte es vielmehr zu verstehen, welche Folgen die „strukturelle Resistenz“, die in der US-Wirtschaft gegen höhere Zinsen zu beobachten ist, für die Geldpolitik haben wird.

Gleichwohl ging aus der letzten Dot-Plot Grafik hervor – diese spiegelt die von FOMC-Mitgliedern erwarteten Zinsschritte wider –, dass eine Mehrheit der Notenbanker noch mit einer weiteren Zinserhöhung rechnet, ehe der laufende Zinszyklus abgeschlossen ist. Unterdessen haben mehrere der regionalen Notenbankpräsidenten in jüngster Zeit die Auffassung vertreten, dass die Fed dem geldpolitischen Transmissionsmechanismus Zeit geben und weitere Daten abwarten sollte, ehe sie wieder an der Zinsschraube dreht.