Schwacher Arbeitsmarkt zementiert Zinssenkung der Fed
Jobflaute zementiert Zinssenkung der Fed
Arbeitslosenquote in den USA steigt auf höchsten Stand seit 2021– Weg frei für bis zu drei Lockerungen bis Jahresende
Die Schwäche am US-Arbeitsmarkt könnte von Dauer sein. Im August kam es zu nur 22.000 Neueinstellungen, und die Arbeitslosenquote erreichte den höchsten Stand seit der Schlussphase der Corona-Pandemie. Damit wird der Weg frei für bis zu drei Zinssenkungen der US-Notenbank in diesem Jahr.
det Washington
Die Flaute am US-Jobmarkt ist nun amtlich. Nachdem der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) schwaches Stellenwachstum im Privatsektor gemeldet hatte, sorgte das Bureau of Labor Statistics (BLS) sogar für eine herbe Enttäuschung. Wie die Unterabteilung des Arbeitsministeriums berichtete, entstanden im August außerhalb der Landwirtschaft nur 22.000 neue Arbeitsplätze. Erwartet hatten Ökonomen eine Zunahme um 75.000 bis 80.000. Auch setzte sich der kontinuierliche Anstieg der Arbeitslosenquote fort. Die Quote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 4,3%, erreichte damit aber den höchsten Stand seit Oktober 2021.
Mit der nunmehr etablierten Schwäche am Arbeitsmarkt, die seit Anfang des laufenden Jahres zu beobachten ist, wird der Weg frei für einen Kursschwenk seitens der Notenbank. So ist eine Zinssenkung bei der Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) am übernächsten Mittwoch praktisch eingetütet. Immer wahrscheinlicher ist nun auch, dass die US-Notenbank darüber hinaus bis zum Jahresende zwei weitere Lockerungen beschließen wird. Insbesondere beweist der BLS-Bericht, dass der Vorwurf einer Statistik, die aus politischen Gründen manipuliert wurde, jeder Grundlage entbehrt.
Stellenverluste auf breiter Front
Zu den wenigen Lichtblicken zählte das Gesundheitswesen. Dort kam es im vergangenen Monat zu 31.000 Neueinstellungen. Zudem verzeichnete das Sozialwesen ein Plus von 16.000. Negativ schlug der staatliche Sektor zu Buche. So wurden auf der Ebene der Bundesbediensteten 15.000 Jobs eliminiert. Diese Zahl könnte weiter steigen. Zahlreiche Beamte, die im Zuge der Entlassungen durch die Effizienzbehörde DOGE ihren Job verloren und Abfindungen erhielten, werden nämlich derzeit noch als „beschäftigt“ eingestuft.
In der Transportwirtschaft stellte das Ministerium ebenfalls 15.000 Stellenstreichungen fest. Diese hingen in vielen Fällen mit Arbeitsniederlegungen zusammen. Kaum verändert waren hingegen die Beschäftigungszahlen im Einzelhandel, in der Bauwirtschaft, im Gast- und Freizeitgewerbe sowie bei Fachdienstleistern. Dass es sich mittlerweile um einen Trend handelt, wird auch von den Revisionen für die beiden vergangenen Monate unterstrichen. So korrigierte das BLS die Zahl für Juni um 27.000 nach unten, nämlich von 14.000 Neueinstellungen auf 13.000 Jobverluste. Die Statistik für Juli revidierte das Ministerium von 73.000 auf 79.000 nach oben. Somit entstanden seit Jahresbeginn im Monatsschnitt nur knapp 75.000 neue Jobs. Darin sehen Ökonomen wiederum ein Signal von Dauerschwäche. Gepaart mit höheren Preisen als Folge von US-Präsident Donald Trumps Einfuhrzöllen könnte nach Ansicht einiger Experten eine Stagflation nun unabwendbar sein.
Manipulationsvorwürfe widerlegt
Die jüngsten Zahlen widerlegen aber auch Trumps Behauptung, das BLS habe in der Vergangenheit die Zahlen manipuliert, um während des Wahlkampfs seinen demokratischen Gegnern Joe Biden und später Kamala Harris zu helfen. Nach dem schwachen Arbeitsmarktbericht vom Vormonat hatte Trump deswegen BLS-Chefin Erika McEntarfer entlassen. Stattdessen wird künftig der erzkonservative Ökonom E.J. Antoni bei der Behörde die Geschäfte führen.
Antoni kommt von dem republikanischen ThThink-Tankeritage Foundation. Die Heritage Foundation verfasste das umstrittene Manifest „Project 2025“, das unter anderem die Unabhängigkeit der Notenbank sowie die Existenzberechtigung vieler staatlicher Institutionen infrage stellt. Trump hofft, dass unter Antoni das BLS politisch „vorteilhaftere“ Arbeitsmarktzahlen veröffentlichen wird.
Zinssenkungen vorgezeichnet
Aus der Sicht der Märkte ist nun entscheidend, wie die Notenbank auf die Daten vom Jobmarkt reagiert. Wie Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei dem Finanzdienstleister Ebury, sagt, „wird die Debatte darüber nun weiter toben, ob die Schwäche angebots- oder nachfragebdingt ist“. So oder so seien „Zinssenkungen unvermeidlich“, ist Ryan überzeugt.
Möglich ist nun, dass der FOMC nach dem 17. September bis Jahresende den Geldhahn zwei weitere Male aufdreht. Davon geht jedenfalls das FedWatch Tool der CME Group aus. Das analytische Instrument prognostiziert drei Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte. Damit würden die Währungshüter bis Dezember den Zielkorridor für den Leitzins von derzeit 4,25 bis 4,5% auf 3,5 bis 3,75% heruntersetzen.