US-Arbeitsmarkt

US-Jobmarkt weiter im Aufwind

Der US-Arbeitsmarkt hat im August weiter zugelegt. Zwar stieg die Arbeitslosenquote von 3,5 auf 3,8%. Gleichwohl sorgten das robuste Stellenwachstum und der geringere Lohnanstieg fĂŒr positive Überraschungen.

US-Jobmarkt weiter im Aufwind

Dynamik am US-Jobmarkt ungebrochen

Arbeitslosenquote steigt bei solidem Stellenwachstum – Lohndruck lĂ€sst weiter nach

Der US-Arbeitsmarkt befindet sich weiter im Aufwind. Im August beschleunigten sich die Neueinstellungen, wĂ€hrend die Arbeitslosenquote unerwartet zulegte. Unterdessen liefert der geringere Lohnanstieg der Notenbank ein Argument dafĂŒr, in knapp drei Wochen eine weitere Zinspause einzulegen.

det Washington

Der Aufschwung am US-Jobmarkt hat sich im August mit solidem Tempo fortgesetzt, zeigte aber mit Blick auf die Neueinstellungen und die Arbeitslosenquote ein durchwachsenes Bild. WĂ€hrend das Stellenwachstum die Markterwartungen ĂŒbertraf, schoss die Arbeitslosenquote aufgrund der gestiegenen Partizipationsrate um 0,3 Prozentpunkte auf 3,8% hoch. Unterdessen dĂŒrfte die Notenbank mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen, dass der Lohnauftrieb sich weiter abgeschwĂ€cht hat. Erwartet wird, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed bei seiner nĂ€chsten Sitzung am 19. und 20. September auf eine weitere Zinserhöhung verzichten wird.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, entstanden im August ohne BerĂŒcksichtigung der Landwirtschaft 187.000 neue Jobs. Erwartet hatten Bankvolkswirte eine Zunahme um 170.000. Experten zufolge ist die Zahl aber deswegen mit Vorsicht zu genießen, weil die Monatswerte zuletzt großen Revisionen unterlagen. So wurde das Stellenwachstum fĂŒr Juni von 185.000 auf 105.000 und fĂŒr Juli um weitere 30.000 auf 157.000 nach unten korrigiert. 

AngefĂŒhrt wurde der BeschĂ€ftigungsaufbau vom Gesundheitswesen, wo es zu 71.000 Neueinstellungen kam. Das Gast- und Freizeitgewerbe steuerten weitere 40.000 Jobs bei. ZuwĂ€chse ermittelte das BLS auch im Sozialbereich, in der Bauwirtschaft und bei Fachdienstleistern. Einbußen wurden hingegen in der Transportwirtschaft und bei Informationsdienstleistern gemessen. Kaum verĂ€ndert war die BeschĂ€ftigung im verarbeitenden Gewerbe, dem Bergbau, dem Handel und dem öffentlichen Dienst.

Zahl der Jobsuchenden steigt

Unerwartet war der Anstieg der Partizipationsrate, die um 0,2 Prozentpunkte auf 62,8% kletterte. Diese war seit MĂ€rz unverĂ€ndert geblieben und erreichte nun den höchsten Stand seit Februar 2020, also unmittelbar vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Da sich mehr Personen im erwerbstĂ€tigen Alter auf Stellensuche begaben, stieg auch die Zahl der vom BLS erfassten Arbeitslosen, nĂ€mlich um 514.000 auf 6,4 Millionen. 

FĂŒr einen Lichtblick sorgte die Lohnentwicklung. So legten die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,2% und im Vorjahresvergleich um 4,3% zu. Erwartet hatten Ökonomen Werte von 0,3% und 4,4%. Mark Zandi, Chefvolkswirt bei Moody’s Analytics, stellte dem Arbeitsmarkt glĂ€nzende Noten aus. „Der Bericht hĂ€tte kaum besser ausfallen können“, so der Nationalökonom. „Das Stellenwachstum ist weiter solide, hat sich aber etwas verlangsamt. Zwar ist die Arbeitslosenquote gestiegen, aber aus den richtigen GrĂŒnden: höhere Teilnahme und somit ein steigendes Angebot an ArbeitskrĂ€ften.“ Als positiv hob Zandi auch den nachlassenden Lohndruck hervor. „Unterm Strich deutet alles auf eine weiche Landung hin.“

Ungeachtet der robusten Verfassung des Arbeitsmarkts hat sich die Stimmung in der US-Industrie im August weiter eingetrĂŒbt. So rutschte der Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global fĂŒr das verarbeitende Gewerbe von 49,0 auf 47,9 Punkte und signalisiert eine andauernde Kontraktion. Der Einbruch bei NeuauftrĂ€gen drosselte die Fertigung, und die Erwartungen an die kĂŒnftige Produktion fielen auf den tiefsten Stand im laufenden Jahr. Auch wurde das geringste Stellenwachstum seit Jahresbeginn gemessen.

Wachsender Pessimismus

„Die dĂŒstere Stimmung hat sich mit Blick auf die kurzfristigen Aussichten weiter verstĂ€rkt“, sagte S&P Global Chief Business Economist Chris Williamson. Der Pessimismus „hat die Neueinstellungen gedrĂŒckt und zu einem immensen RĂŒckzug bei den EinkaufsaktivitĂ€ten gefĂŒhrt“, so Williamson. Zwar hat der Inflationsdruck dem Bericht zufolge leicht zugenommen, wurde aber dennoch als moderat beschrieben.

Die SchwĂ€che im verarbeitenden Gewerbe wird auch von dem Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) illustriert. Der PMI kletterte zwar im August von 46,4% auf 47,6%. Gleichwohl hat sich die Kontraktion in der Branche nun zehn Monate in Folge fortgesetzt. Zuvor war 28 Monate in Folge eine Expansion gemessen worden. FĂŒr einen kleinen Lichtblick sorgten die Bauausgaben, die dem Handelsministerium zufolge im Juli saisonbereinigt um 0,7% stiegen. Erwartet wurde ein Plus von 0,5%

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