US-Konjunktur bricht weniger stark ein als erwartet

BIP schrumpft im zweiten Quartal um 31,7 Prozent - Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt

US-Konjunktur bricht weniger stark ein als erwartet

det Washington – Die US-Wirtschaft hat als Folge der Coronavirus-Pandemie im zweiten Quartal kräftig Federn gelassen, brach aber nicht ganz so tief ein, wie das Handelsministerium zunächst geschätzt hatte. Wie dessen Bureau of Economic Analysis (BEA) meldete, schrumpfte das annualisierte Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni laut zweiter Schätzung um 31,7 %. Ursprünglich hatte die Behörde ein Minus von 32,9 % ermittelt. Private Konsumausgaben gaben ebenso wie private Anlageinvestitionen weniger nach als zunächst angenommen. Zusammen mit dem Einbruch um 5,0 % im ersten Quartal handelt es sich aber dennoch um den drittstärksten Rückgang des vergangenen Jahrhunderts – nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 und dem Zweiten Weltkrieg.Am stärksten schlug die Pandemie auf die Exportwirtschaft durch, wo ein Rückgang um mehr als 63 % gemessen wurde. Unternehmensinvestitionen gaben um 46,2 % und der Privatkonsum um 34,1 % nach. Auch sanken die Ausgaben der Staaten und Gemeinden. Diese sind gesetzlich verpflichtet, ausgeglichene Haushalte zu führen, und hatten im Zuge der Krisenbekämpfung ihre Mittel bereits erschöpft. Dass die Zahlen leicht nach oben korrigiert wurden, lässt sich unter anderem auf den verstärkten Einsatz des Bundes zurückführen. So steigerte der Fiskus seine Ausgaben um 17,6 %. Diese entfielen fast ausschließlich auf den zivilen Sektor und Maßnahmen im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Virus. Der PCE-Preisindex, der bevorzugte Inflationsindikator der US-Notenbank, legte in der Berichtsperiode aufs Jahr hochgerechnet um 1,8 % zu. An der Kernrate gemessen, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, kletterte der Index um 1,0 %. Zuvor waren Werte von 1,9 und 1,1 % ermittelt worden. Viele ohne Job Dass sich die Erholung am US-Arbeitsmarkt weiter schwierig gestaltet, beweist die erneut überraschend hohe Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosengeld. Diese gingen vergangene Woche zwar um 98 000 zurück, lagen aber ein weiteres Mal knapp über 1 Million und übertrafen somit auch die Markterwartungen. Laut Arbeitsministerium sank der Vierwochenschnitt um 107 250 auf 1,07 Millionen Erstanträge. Die Zahl fortdauernder Anträge, die Aufschluss gibt über potenziell langfristig Arbeitslose, schrumpfte um 223 000, verharrt mit 14,54 Millionen aber auf sehr hohem Niveau.Ein Signal für den andauernden Aufschwung am Häusermarkt lieferte der Index schwebender Eigenheimverkäufe, die der Maklerverband National Association of Realtors (NAR) veröffentlicht. Dieser legte im Juli um 5,9 % zu und stieg im Vorjahresvergleich um 15,5 %. Erwartet hatten Bankvolkswirte ein Plus von nur 1,5 %. NAR-Chefökonom Lawrence Yun betonte, dass “wir derzeit tatsächlich eine V-förmige Erholung am Häusermarkt erleben”. Neun von zehn Eigenheimen, die zum Verkauf angeboten würden, fänden einen Abnehmer, betonte der Volkswirt. Zudem würden die Verkäufe “mit einem Rekordtempo abgewickelt”, sagte Yun.