US-Nachfrage treibt deutsche Exporte an
US-Nachfrage treibt deutsche Exporte an
US-Nachfrage treibt deutsche Exporte an
Sondereffekt und keine Trendwende – Commerzbank: Fiskal- und Geldpolitik stimulieren Wirtschaft
Die US-Nachfrage belebt deutsche Exporte im September. Experten werten dies als Sondereffekt und zeigen sich generell skeptisch, denn als Wachstumsmotor taugt der Außenhandel noch länger nicht. Das erwartete Wirtschaftswachstum in den nächsten beiden Jahren droht zudem ein Strohfeuer zu sein.
ba Frankfurt
Die stärkere US-Nachfrage nach deutschen Produkten hat die Exporte im September angeschoben. Auch in die EU und die Länder des Euroraums wurden mehr Waren verschickt. Das erste Exportplus nach zwei Rückgängen wird von Experten aber nur verhalten optimistisch aufgenommen, nicht zuletzt wegen der US-Zölle.
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) kletterten die Ausfuhren im September preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,4% auf 131,1 Mrd. Euro. Die Importe legten allerdings wesentlich stärker zu – um 3,1% auf 115,9 Mrd. Euro. Die Außenhandelsbilanz schloss daher mit einem Überschuss von 15,3 Mrd. Euro ab, nach 16,9 Mrd. Euro im August.

Ökonomen hatten mit einem Exportwachstum von nur 0,5% gerechnet, nachdem die Ausfuhren im August noch um 0,8% gesunken waren. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier bezeichnete das Exportplus als „Tropfen auf dem heißen Stein“. Die aktuellen Zahlen aus der Industrie ließen einen schnellen Aufschwung bei Weitem nicht erwarten. „Trotz leichter Zuwächse bei Auftragseingängen und Produktion bleibt das Niveau im verarbeitenden Gewerbe niedrig. Die deutsche Exportwirtschaft steht weiter unter Druck.“ Nur wenig Besserung verheißt der Lkw-Maut-Index, der im Oktober um 0,3% zum Vormonat geklettert ist. Da wirtschaftliche Aktivität Verkehrsleistungen erzeugt, besteht laut den Wiesbadener Statistikern ein enger Zusammenhang zur Industrieproduktion. Für 2025 erwartet Treier einen Exportrückgang um rund 1%, für 2026 ein „minimales Plus von 0,5%“.
Wachstum nur ein Strohfeuer
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erwartet für das laufende Jahr ein Exportminus von 0,2%, 2026 und 2027 sollen es dann +1,1 bzw. 1,9% werden. Als Wachstumstreiber der kommenden beiden Jahre werde aber die Bundesregierung mit ihrem Fiskalimpuls aus den Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung fungieren – dieser mache 2026 etwa 0,8% der Wirtschaftsleistung aus. Das BIP dürfte nach 0,1% in 2025 dann 2026 um 1,2% und 2027 um 1,3% zulegen.
„Wenn die Bundesregierung so viel Geld in die Hand nimmt, ist ein höheres Wachstum fast unvermeidlich“, betonte Krämer. Dies gehe aber nicht einher mit einem Neustart in der Reformpolitik, den sich viele Unternehmen wünschten. „Insofern trägt das höhere Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr Züge eines Strohfeuers“, mahnte der Chefvolkswirt. Das mittelfristige Wachstumspotenzial von Europas größter Volkswirtschaft sieht er zwischen 0 und 0,5%. Aber auch die EZB schiebe die deutsche Konjunktur an, mit der Leitzinssenkung von 4% auf 2%. Damit liege der Satz bereits unter dem neutralen Niveau – das die Konjunktur weder stimuliert noch bremst –, das er bei 3% sieht.
„Favoritenwechsel“
In anderen Euro-Ländern verlangsame sich der Aufschwung hingegen, da der Schub vom Corona-Wiederaufbaufonds nachlasse. So werde Spaniens BIP-Wachstum nach 2,6% in diesem auf 1,8% im kommenden Jahr nachlassen. Für Italien prognostiziert er je ein Plus von etwa 0,5%. „Innerhalb der Währungsunion kommt es 2026 zu einem Favoritenwechsel“, erklärt Krämer. Frankreich bezeichnete er mit Blick auf die rasch steigenden Staatsschulden, höhere Zinslasten sowie die politische Instabilität als das Sorgenkind der Eurozone.
„Letztlich hat sich jedoch vor allem der Außenhandel mit den EU-Staaten erneut als tragende Säule erwiesen“, erklärte Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA. Die Exporte in die EU-Staaten zogen um 2,5% auf 74,3 Mrd. Euro an. In die Länder des gemeinsamen Währungsraums wurden Waren im Wert von 51,4 Mrd. Euro ausgeführt, das sind 1,4% mehr als im Vormonat.
Sondereffekt
Hauptabnehmer deutscher Waren waren erneut die USA. Den ersten Zuwachs nach fünf Rückgängen in Folge von 11,9% auf 12,2 Mrd. Euro bezeichnete Jandura als Sondereffekt. „Die Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA hat ein gewisses Maß an Verlässlichkeit geschaffen.“ Dies habe zu Nachholeffekten beim größten Auslandsmarkt geführt. Zum Jahresbeginn hatten Importeure in den USA als Vorbereitung auf die steigenden Zölle ihre Lager mit Auslandswaren gefüllt, so Krämer. Dieser Lagerbestand sei nun offenbar größtenteils aufgebraucht. Allerdings seien die Ausfuhren noch immer etwa 10% unter dem Niveau, das man ohne die Zölle erwarten würde. Im Jahresvergleich sind es 14% weniger.
