US-Notenbank senkt Leitzins um 25 Basispunkte
US-Notenbank senkt Leitzins um 25 Basispunkte
Die US-Notenbank hat den Leitzins mit Verweis auf den überraschend schwachen Arbeitsmarkt erstmals im laufenden Jahr gesenkt. Der geldpolitische Schlüsselsatz wurde wie weitgehend erwartet um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 4,00% bis 4,25% heruntergesetzt. Zugleich avisierten die Währungshüter in ihrem Ausblick bis zum Jahresende zwei weitere eher moderate Zinsschritte nach unten.
Nachdem US-Präsident Donald Trump Zentralbankchef Jerome Powell immer wieder zu kräftigen Zinssenkungen aufgefordert hat und zuletzt auch seinen Vertrauten Stephen Miran ins Direktorium der Federal Reserve entsandte, um eine jüngst vakant gewordene Stelle auszufüllen, galt das besondere Interesse dem Abstimmungsverhalten der Fed-Mitglieder. Miran votierte als einziger im Offenmarktausschuss für einen größeren Zinsschritt nach unten von einem halben Prozentpunkt.
Die ebenfalls von Trump ernannten Fed-Gouverneure Michelle Bowman und Christopher Waller hatten sich bereits bei den vergangenen Treffen des Offenmarktausschusses für Zinssenkungen ausgesprochen. Sie votierten am Mittwochabend aber mit der Mehrheit der Kollegen ebenfalls für einen Viertelpunkt. Es habe „keine breite Unterstützung für einen Zinsschritt um 0,50 Punkte gegeben“, sagte Powell lakonisch im Nachgang.
Euro kurz auf Tageshoch
Die Zinssenkung um einen Viertelpunkt drückte den Dollar und half den US-Aktienmärkten auf die Beine. Der Kurs des Euro hat am Mittwoch im US-Handel nur kurz mit heftigen Schwankungen auf den Zinsentscheid der Notenbank Fed reagiert. Die Gemeinschaftswährung war zunächst auf ein Tageshoch von 1,1919 US-Dollar gesprungen und hatte so den höchsten Stand seit Juni 2021 erreicht. Dann büßte der Eurokurs seine kompletten Tagesgewinne wieder ein, bevor er sich etwas erholte und bei 1,1846 Dollar auf dem Niveau des frühen asiatischen Geschäfts notierte. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1837 (Dienstag: 1,1807) Dollar festgesetzt.
„Die Fed bleibt sich treu“
„Die Fed bleibt ihrem Mandat und ihrer Unabhängigkeit bislang absolut treu. Die Zinssenkung ist makroökonomisch voll vertretbar und war an den Kapitalmärkten genau so erwartet worden. Noch funktioniert die unabhängige Geldpolitik in den USA. Fragt sich nur, wie lange noch“, reagierte der Chefvolkswirt der DekaBank Ulrich Kater. Auch KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher sieht die Zinssenkung nicht als Reaktion auf den Druck von Trump, sondern „weil der Arbeitsmarkt in den USA sich mittlerweile in einer deutlich schwächeren Verfassung zeigt“. Nur deshalb seien die Inflationsrisiken im Zusammenhang mit dem Anstieg der Zölle in den Hintergrund getreten.
Der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP-Bank, Thomas Gitzel, erwartet nun allenfalls zwei weitere Senkungen um einen halben Prozentpunkt. Mehr würden die Daten nicht hergeben. Hierfür seien die Inflationsgefahren im Zuge der höheren Zölle dann doch zu groß. „Der Teuerungsdruck dürfte in den kommenden Monaten sogar noch größer werden“, warnt er.
Störfaktor Zollpolitik
Die Notenbank hatte den ersten Zinsschritt nach unten im laufenden Jahr zunächst auf die lange Bank geschoben, da sie sich ein Bild von den Folgen der von Trump betriebenen Zollpolitik auf Wirtschaft und Inflation machen wollte. Zu ihrer Überraschung zeigten sich die preistreibenden Zölle nur eingeschränkt bereits in einer erhöhten Inflation. Im Vergleich dazu hielten Powell und seine Kollegen im Offenmarktausschuss die markante Abkühlung des Arbeitsmarkts offenbar für wichtiger. Im August kamen in den USA nur noch 22.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Eine Datenrevision offenbarte überdies frühe Schwächen des amerikanischen Jobmarkts.
Gleichwohl ist die Inflationsgefahr ebenfalls noch nicht gebannt: Die Verbraucherpreise zogen im August an – auf eine Teuerungsrate von 2,9%. Die US-Notenbank ist somit nun doppelt gefordert, denn sie soll nicht nur stabile Preise sicherstellen, sondern auch Vollbeschäftigung fördern. „Der Ausschuss ist sich der Risiken für beide Seiten seines Doppelmandats bewusst und kommt zu dem Schluss, dass die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung gestiegen sind“, erklärte der Offenmarktausschuss zu seinem Zinsbeschluss.
Inflation verharrt bei 3%
In ihren aktualisierten Konjunkturprognosen rechnen die Währungshüter im Median für dieses Jahr weiterhin mit einer Inflation von 3%, die damit deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank liegen würde. Diese Prognose blieb gegenüber der jüngsten, im Juni veröffentlichten Projektion der Fed unverändert. Zudem rechnen die Fed-Oberen weiter mit einer Arbeitslosenquote von 4,5%. Beim Wirtschaftswachstum sind sie sogar etwas optimistischer als im Juni und veranschlagen für 2025 ein Plus von 1,6% (Juni: 1,4%).
Trump hat die Federal Reserve immer wieder wegen des aus seiner Sicht zu zögerlichen Zinskurses kritisiert. Zuletzt hatte die Notenbank den Leitzins im Dezember 2024 gesenkt, nachdem sie im September vorigen Jahres die Zinswende eingeleitet und im November nachgelegt hatte. Neben verbalen Attacken auf Powell hat der US-Präsident auch versucht, Fed-Direktorin Lisa Cook zu feuern. Ein Berufungsgericht in Washington lehnte es jedoch vorerst ab, Trump die Entlassung zu gestatten.
Der Fall Cook hat an den Finanzmärkten Sorgen um die Unabhängigkeit der Zentralbank ausgelöst. Bislang hat noch kein US-Präsident ein Mitglied des Fed-Direktoriums entlassen. Cooks Anwalt hat den von Trump als Grund angeführten mutmaßlichen Hypothekenbetrug als Vorwand bezeichnet. In Wahrheit gehe es darum, dass Cook den vom US-Präsidenten geforderten Zinssenkungen nicht zugestimmt habe.
