US-Inflation weiter gering

US-Verbraucherpreise trotzen Trumps Einfuhrzöllen

Die US-Inflation verharrte ungeachtet der von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle im Mai auf niedrigem Niveau. Das könnte sich aber bald ändern, warnen Ökonomen.

US-Verbraucherpreise trotzen Trumps Einfuhrzöllen

US-Verbraucherpreise trotzen Trumps Einfuhrzöllen

Reziproke Abgaben bisher ohne Folgen für die Inflation

det Washington

Zwei Monate nach der Verkündung von „reziproken“ Zöllen gegen mehr als 130 Länder haben US-Präsident Donald Trumps Strafsanktionen noch keine nennenswerten Konsequenzen für die Inflation nach sich gezogen. Auch im Mai blieben nämlich die Preise für Konsumgüter kaum verändert. Angesichts der relativ niedrigen Teuerung müsste die Notenbank theoretisch in einer Position sein, um die erste Zinssenkung seit Ende vergangenen Jahres zu beschließen.

Anleger erwarten Zinspause

Dem stehen aber Sorgen im Wege, dass die Zölle die Inflation mittelfristig deutlich erhöhen könnten. Kommende Woche tagt Dienstag und Mittwoch wieder der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed. Eine Verlängerung der seit Dezember andauernden Zinspause ist an den Finanzmärkten fest eingepreist.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) meldete, verteuerten sich im Mai Konsumgüter gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um nur 0,1%. Das gilt sowohl für die Gesamtrate als auch die Kernrate des Consumer Price Index (CPI). Im April hatte das BLS Zunahmen um jeweils 0,2% gemessen. Vorausgesagt hatten Bankvolkswirte nun einen Wert von 0,2% für die Gesamtrate. Ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise hatten Ökonomen einen Anstieg um 0,3% prognostiziert. Stabil blieben auch die Jahresraten. Bei Erfassung sämtlicher Verbrauchsgüter und Dienstleistungen legte diese um 2,4% zu.

Wohnkosten steigen weiter

Die Kernrate stieg wie auch im Vormonat um 2,8%. Getrieben wurden die Preise abermals von den hohen Wohnkosten, die im Vergleich zu April um 0,3% anzogen. Ein Plus von 0,3% stellte das BLS auch bei Lebensmitteln fest. Energieprodukte verbilligten sich hingegen um 1,0%. Im April hatte das Ministerium bei der Energiekomponente eine Zunahme um 0,7% ermittelt. Dass sich dieser Trend nun umkehrte, war eine Folge des Preisrückgangs bei Benzin.

Ohne die beiden volatilsten Komponenten trugen zu dem leichten Anstieg der Kernrate vor allem die Kosten der Krankenversorgung, Bildung und Autoversicherung sowie eine Verteuerung bei Möbeln und Produkten zur Körperpflege bei. Dafür waren sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen ebenso wie die Tickets für Linienflüge billiger als im Vormonat. 

Zahlen mit Vorsicht genießen

„Der heutige Bericht ist zwar beruhigend, aber nur in begrenztem Maße“, sagte Seema Shah, Chief Global Strategist bei der Vermögensverwaltung Principal Asset Management. „Denn es kann noch ein paar Monate dauern, bis die Wirkungen der Zölle in den Verbraucherpreisen ihren Niederschlag finden“. Das wiederum bringt die Notenbank in eine prekäre Situation. Die Fed muss nämlich ihre Zinspolitik sowohl an der Bekämpfung der Inflation als auch der Vollbeschäftigung ausrichten.

Angesichts der nachlassenden Teuerung in den Vereinigten Staaten, gepaart mit der leichten Abschwächung am Jobmarkt, ist die Arbeitsmarktkomponente verstärkt in den Vordergrund getreten. Sollten die Strafzölle in den kommenden Monaten aber die Inflation wieder befeuern, dann könnte dies wachstumsbelebende Lockerungen verhindern. Folglich wird die Notenbank bei ihrer abwartenden Haltung bleiben. Eine Zinssenkung bei der FOMC-Sitzung kommende Woche ist Ökonomen zufolge vom Tisch. Die erste Lockerung seit Dezember, als das FOMC wegen der geringeren Inflation die dritte Leitzinssenkung in Folge beschloss, wird nach jetzigem Stand frühestens im September erwartet.

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