US-Wirtschaftswachstum

US-Wirtschaft kommt wieder auf Touren

Rückläufige Einfuhren und der Anstieg des Privatkonsums haben im zweiten Quartal die US-Wirtschaft beflügelt. Angesichts der weitgehend stabilen Preise ist damit der Weg frei für weitere Zinssenkungen.

US-Wirtschaft kommt wieder auf Touren

US-Wirtschaft kommt wieder auf Touren

Rückläufige Einfuhren und Verbraucherausgaben treiben Wachstumsrate auf 3,8 Prozent

det Washington

Ausgabefreudige Verbraucher und ein tiefer Einbruch bei den Einfuhren haben zu einer kräftigen Revision der US-Wachstumsrate geführt. Wie das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums berichtete, legte die annualisierte Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal saisonbereinigt um 3,8% zu. Es handelt sich um die dritte und letzte Schätzung.

Ökonomen erwarteten konstanten Wert

Die zweite Lesung hatte eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,3% ergeben. Erwartet hatten Ökonomen jedoch, dass die Wachstumsrate gegenüber der zweiten Schätzung kaum verändert sein würde. Von Januar bis März war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufs Jahr hochgerechnet um 0,6% geschrumpft. Die Messung vom August hatte für das erste Quartal einen Rückgang um 0,5% ergeben.

Auffallend ist die Zusammensetzung der einzelnen Komponenten. So rutschten die Importe um 29,3% ab und waren somit der Katalysator des Aufschwungs. Der Rückgang trug nämlich 5 Prozentpunkte zu der Wachstumsrate bei. Einen positiven Beitrag leistete auch der Privatkonsum, der in den USA fast 70% des BIP ausmacht. Die Verbraucherausgaben legten um 2,5% zu und steuerten 1,7% zu der Wachstumsrate bei. Davon entfielen etwas mehr als zwei Drittel auf Dienstleistungen. Negativ schlugen insbesondere die Investitionen zu Buche. Mit einem Minus von 13,8% zog die schwache Investitionstätigkeit fast 2,7 Prozentpunkte vom BIP-Wachstum ab.    

Folge von Trumps Strafzöllen

Dass die Einfuhren abstürzten, sehen Ökonomen vorwiegend als Auswuchs von US-Präsident Donald Trumps Strafzöllen. Die Investitionsschwäche begründen Experten mit der andauernden Unsicherheit bei Unternehmen. Diese bezieht sich sowohl auf die Zölle als auch die politische Spaltung in den USA und geopolitische Unsicherheit. Positiv überraschten hingegen Konsumenten. Schließlich war der Index des Verbrauchervertrauens im August zurückgegangen und verharrte unterhalb einer Schwelle, die eine drohende Rezession signalisiert. 

Der US-Notenbank dürfte positiv aufgefallen sein, dass das robuste Wachstum von weitgehend stabilen Preisen begleitet wurde. Der annualisierte PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, stieg um 2,1%. Die Kernrate, die volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte um 2,6% zu. Beide Zahlen stellen gegenüber der vorigen Schätzung einen Anstieg um 0,1 Prozentpunkte dar. 

Handelsdefizit schrumpft

Unterdessen haben die Zölle im August dazu beigetragen, dass die Schräglage im US-Außenhandel ein wenig ins Lot kam. So meldete das Handelsministerium gegenüber dem Vormonat einen Rückgang des Defizits im Warenhandel um 16,8% auf 85,5 Mrd. Dollar. Die Ausfuhren gaben gegenüber dem Vormonat um 1,3% und die Einfuhren um 0,7% nach.

Die stärksten Rückgänge stellte das Ministerium bei importierten Lebensmitteln, industriellen Gütern und Konsumgütern fest. Auch verkauften US-Hersteller im Ausland deutlich weniger Konsumgüter und Autos. Unterdessen werten Experten den Rückgang bei den Erstanträgen auf Arbeitslosengeld als ermutigendes Zeichen für den Jobmarkt. Die Anträge gaben nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) vergangene Woche um 14.000 auf 218.000 nach.

Mindestens eine Zinssenkung im Oktober

Wie Michael Jozwiak, Market Analyst bei dem Finanzdienstleister Ebury glaubt, bestätigen sowohl das robuste Wachstum als auch die rückläufigen Anträge auf Arbeitslosengeld „den weniger taubenhaften Ton, den Notenbankchef Jerome Powell zuletzt angeschlagen hat“. Nach der Veröffentlichung der jüngsten Zahlen unterstellte das FedWatch Tool der CME Group im Oktober mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte. Die Chance einer zweiten Lockerung im Dezember ist dem analytischen Instrument zufolge zwar geringer geworden, liegt aber immerhin noch bei etwa 60%.