Außenhandelsbilanz

US-Zölle bremsen Autonationen aus

Die Trump´sche Zollpolitik bekommen Deutschland und Japan deutlich zu spüren: Die Exporte in die USA brechen ein.

US-Zölle bremsen Autonationen aus

US-Zölle bremsen Auto-Nationen aus

Deutliche Rückgänge in den Handelsbilanzen von Deutschland und Japan

ba/Reuters Frankfurt

Die erratische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump zeigt in den Handelsbilanzen deutliche Spuren: So haben Deutschland und Japan, deren Stärke im Export von Autos und Autoteilen liegt, in den ersten sechs Monaten deutlich weniger Waren in die Vereinigten Staaten exportiert. Aber auch der Handel mit anderen Ländern hat unter der Unsicherheit gelitten.

Trump begründet die Strafzölle mit den hohen Exportüberschüssen, die Länder wie Deutschland oder Japan mit den USA erzielen. Aktuell gilt ein Aufschlag von 15% auf die meisten Güter aus der EU und Japan. Der vereinbarte Zollsatz für Autos, dem Exportschlager der beiden Länder, liegt jedoch immer noch weit über diesem Satz, wodurch die großen Autobauer und deren Zulieferer unter Druck stehen. „Wir gehen davon aus, dass die neuen US-Zölle die Warenausfuhren Deutschlands in die Vereinigten Staaten in den kommenden zwei Jahren um 20 bis 25% bremsen könnten“, mahnt etwa Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) waren die USA zwar weiter der größte Abnehmer von Waren „Made in Germany“. Die Exporte dorthin fielen mit 77,6 Mrd. Euro allerdings um 3,9% geringer aus als im Vorjahr. Dabei gingen die Exporte von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen um 8,6% zurück, bei Maschinen beträgt das Minus 7,9%. Die japanischen Exporte in die USA brachen laut Regierungsdaten allein im Juli um 10,1% zum Vormonat ein. Dabei sanken vor allem die Lieferungen von Autos (–28,4%) und von Autoteilen (–17,4%). Dass das Volumen der Autoexporte aber nur um 3,2% fiel, deutet darauf hin, dass japanische Hersteller die zusätzlichen Zölle teilweise durch Preissenkungen abfedern. „Die japanischen Exporteure werden die Kosten letztendlich an die US-Verbraucher weitergeben müssen“, zitiert Reuters den Chefökonomen des Forschungsinstituts Norinchukin, Takeshi Minami. „Das dürfte die Verkäufe in den kommenden Monaten weiter behindern.“

Insgesamt bewegten sich die deutschen Exporte im ersten Halbjahr mit einem Wert von 786,0 Mrd. Euro „nahezu auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums“, kommentieren die Wiesbadener Statistiker den Rückgang um 0,1%. Die Importe hingegen legten um 4,4% auf 682,0 Mrd. Euro zu. Der Außenhandelsüberschuss engte sich damit 22,2% auf 104,0 Mrd. Euro ein. Auf den Plätzen zwei und drei der bedeutendsten deutschen Kunden lagen Frankreich mit 59,2 Mrd. Euro (–2,1%) und die Niederlande mit unverändert 55,7 Mrd. Euro. Rang vier belegte Polen mit 49,4 Mrd. Euro (+5,6%). Den größten Exportüberschuss verzeichnete die Bundesrepublik gleichfalls mit den USA – auch wenn dieser um 12,8% zum Vorjahreszeitraum auf 30,2 Mrd. Euro abnahm. Auf Rang zwei folgt Frankreich (25,8 Mrd. Euro; –2,3%), auf dem dritten Platz liegt Großbritannien (20,7 Mrd. Euro; –10,8%).

Japans Exporte sanken im Juli um 2,6% zum Vorjahr und damit kräftiger als mit 2,1% erwartet. Das war der stärkste seit Februar 2021 und der dritte in Folge. Auch die Exporte in andere Regionen liefen schlecht. So sanken die Ausfuhren nach China um 3,5%. Statt des von Experten prognostizierte Überschuss weist Japan ein Handelsdefizit von 117,5 Mrd. Yen (rund 685 Mill. Euro) aus.

Derweil warnt eine Ifo-Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums vor den Abhängigkeiten Deutschlands von offenen Seehandelsrouten. Denn knapp 10% aller Importe, die Deutschland auf dem Seeweg erreichen, passieren das Rote Meer, also den Suezkanal. Dies entspricht einem Handelsvolumen von 136 Mrd. Euro im Jahr 2023. Ähnlich bedeutend sind die Straße von Malakka (8,7%) und die Taiwanstraße (7,1%). „Je nach Branche kann die Abhängigkeit von einzelnen Meerengen noch deutlich höher sein, zum Beispiel bei wichtigen Rohstoffen für die Industrie“, mahnt das Ministerium. Einzelne Produkte wiesen Abhängigkeiten von mehr als 90% auf. Unternehmen sollten selbst Maßnahmen ergreifen, um Risiken in ihren Lieferketten zu minimieren. Im Vergleich dazu ist die Bedeutung der Straße von Hormus (0,4%) und des Panamakanals (0,5%) für den deutschen Außenhandel eher gering, heißt es beim Ifo.