Ausfuhren weiter im Rückwärtsgang

US-Zölle bremsen deutsche Exporteure aus

Die deutschen Exporte sinken im August um 0,5%, was erneute Konjunktursorgen auslöst. Ursachen sind die hohen US-Zölle, die Konkurrenz aus China, der starke Euro und strukturelle Probleme in Deutschland.

US-Zölle bremsen deutsche Exporteure aus

US-Zölle bremsen deutsche Exporteure aus

Ausfuhren erneut im Rückwärtsgang – Fünftes Minus in Folge im Handel mit den USA – Etwas mehr Lkw unterwegs

ba Frankfurt

Der August bringt der deutschen Industrie einen Dämpfer nach dem anderen: Nach den Auftragseingängen und der Produktion sind nun auch die Exporte drastisch geringer ausgefallen als erwartet. Dies schürt erneute Konjunktursorgen, zumal Frühindikatoren kaum Aussicht auf Besserung liefern. Dass im September 0,5% mehr Lkw auf den Autobahnen unterwegs waren, deutet nur einen geringen Produktionsanstieg an. Zumal das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Vorjahr ein Minus von 0,3% ausweist. Wirtschaftliche Aktivität erzeugt und benötigt Verkehrsleistungen, daher gibt die Brummi-Dichte einen frühen Fingerzeig insbesondere für die Industrieproduktion, wie die Statistiker betonen.

Im August fielen die Exporte mit 129,7 Mrd. Euro kalender- und saisonbereinigt um 0,5% niedriger aus als im Vormonat. Ökonomen hatten nach dem Rückgang um 0,2% im Juli mit einem Plus von 0,3% gerechnet. Nachdem die Importe etwas kräftiger um 1,3% auf 112,5 Mrd. Euro sanken, schloss die Außenhandelsbilanz mit einem Überschuss von 17,2 Mrd. Euro ab. Im Juli lag der Positivsaldo bei 16,3 Mrd. Euro.

Moderates Plus mit China

„Zwar stützen die moderat steigenden Ausfuhren nach China die Bilanz, doch die Rückgänge im krisenbelasteten US-Geschäft können dadurch nur teilweise ausgeglichen werden“, analysiert Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA. Während die deutschen Ausfuhren nach China um 5,4% zulegten, sanken die Exporte in die USA zum fünften Mal in Folge – diesmal um 2,5% auf 10,9 Mrd. Euro. Das ist der niedrigste Wert seit November 2021. Seit August gilt der Zollsatz von 15% auf die meisten US-Importe aus der EU.

„Wahrscheinlich wird sich dieser Abwärtstrend noch einige Zeit fortsetzen“, vermutet Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen auch mit Blick auf den wieder stärkeren Euro. Nachdem es sich um nominale, also nicht preisbereinigte Werte handelt, könne ein Teil des Rückgangs auf Preiszugeständnisse deutscher Exporteure bei ihren US-Kunden zurückzuführen sein, um die von diesen zu bezahlenden Zölle zumindest teilweise auszugleichen. „Die Zahlen zu den US-Importpreisen legen aber nahe, dass sich diese Preiszugeständnisse bisher stark in Grenzen halten, also tatsächlich die Mengen zurückgegangen sind.“

„Lage bleibt herausfordernd“

„Wegen drastisch gestiegener US-Zölle und des intensiven Wettbewerbs mit China bleibt die Lage herausfordernd“, schreibt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Lieferketten sortieren sich neu, worauf sich der Sektor weiterhin einzustellen haben wird.“ Die zuletzt deutlich gestiegenen Exporterwartungen müssten sich daher erst noch bewahrheiten. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, benennt als Hauptursache der Exportschwäche die strukturellen Probleme Deutschlands, die die Kostenseite belasteten: die hohen Energiepreise, Fachkräftemangel und überbordende Bürokratie sowie die hohe Abgabenlast.

„Abschottung ist keine Lösung“

„Die zunehmende Abschottung der EU darf auf keinen Fall die Lösung sein“, forderte Jandura. Protektionismus sei ein Reflex – aber keine Strategie. Hohe Stahlzölle etwa seien nichts anderes als teure Klientelpolitik: „Sie verteuern Produkte, schwächen die Wettbewerbsfähigkeit und schaden am Ende allen.“ Die EU-Kommission will die kriselnde europäische Stahlindustrie mit hohen Zöllen schützen und schlug daher jüngst einen Satz von rund 50% auf Stahleinfuhren über den genehmigten Mengen vor. „Buy-European“-Vorgaben bei öffentlichen Aufträgen nannte Jandura „gefährlich und kurzsichtig“. Die Ausfuhren in die EU-Staaten sanken um 2,5% auf 72,5 Mrd. Euro. In die Länder des gemeinsamen Währungsraums wurden mit 50,8 Mrd. Euro 2,2% weniger Waren als im Juli exportiert.