US-Zölle bremsen Wachstum des Welthandels nur geringfügig
US-Zölle bremsen Wachstum des Welthandels nur geringfügig
US-Zölle bremsen Wachstum
des Welthandels nur geringfügig
Prognose in DHL-Studie von 3,1 auf 2,5 Prozent gesenkt
md Frankfurt
Das globale Handelsvolumen von 2025 bis 2029 wird um durchschnittlich 2,5% pro Jahr wachsen und damit etwa gleich schnell wie im vergangenen Jahrzehnt. Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer Spezialausgabe des DHL Global Connectedness Tracker von der New York University Stern School of Business. Anlass der aktuellen Erhebung war die Frage, wie sich handelspolitische Kurswechsel in der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump auf den internationalen Handel und die Investitionen auswirken. Im Januar 2025 – vor der aktuellen Welle von Zollerhöhungen – war für die Jahre 2025 bis 2029 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des globalen Warenhandels von 3,1% prognostiziert worden. US-Zölle werden das Wachstum des Welthandels also bremsen, aber nicht stoppen.
USA stehen nur für rund ein Zehntel der globalen Im- und Exporte
Ein Grund für die immer noch recht zuversichtliche Prognose, dass der Handel trotz steigender US-Zölle – die derzeit so hoch sind wie zuletzt in den 1930er-Jahren – weiterwachsen kann, ist, dass 2024 nur 13% der weltweiten Warenimporte in die USA gingen und lediglich 9% der Exporte von dort kamen. Ein weiterer Faktor ist, dass die meisten Länder dem Kurs der USA bei der Einführung weitreichender Zollerhöhungen nicht gefolgt sind.
Die stärkste Senkung, was das Wachstum des Warenhandels angeht, betrifft Nordamerika: Hier wurde der Ausblick von 2,7% im Januar 2025 auf 1,5% im September reduziert. Die meisten anderen Regionen verzeichneten geringere Herabstufungen; unter den Abwärtsrevisionen war die für Europa sogar die niedrigste.
Die Prognosen für Süd- und Mittelamerika und die Karibik sowie für den Nahen Osten und Nordafrika wurden sogar angehoben. In diesen Regionen sind die meisten Länder in geringerem Maße von US-Zollerhöhungen betroffen.
Wir sollten nie die Kreativität von Käufern und Verkäufern auf der ganzen Welt unterschätzen, die miteinander ins Geschäft kommen wollen.
„Der DHL Global Connectedness Tracker belegt die anhaltende Stärke des globalen Handels auch bei Gegenwind“, sagte John Pearson, Vorstandsmitglied von DHL und CEO des Geschäftsbereichs Express. „Handelsbarrieren liegen nicht im Interesse der Welt. Aber wir sollten nie die Kreativität von Käufern und Verkäufern auf der ganzen Welt unterschätzen, die miteinander ins Geschäft kommen wollen."
Vorzieheffekte begünstigen US-Importe im ersten Halbjahr
In der ersten Jahreshälfte 2025 ist der internationale Handel gemäß dem DHL Global Connectedness Tracker schneller gewachsen als in jedem anderen Halbjahr seit 2010 – mit Ausnahme der Erholung nach dem pandemiebedingten Einbruch. US-Importe seien Anfang 2025 sogar sprunghaft angestiegen, weil Käufer ihre Bestellungen wegen der angekündigten Zollerhöhungen vorziehen wollten. China habe den Rückgang seiner Exporte in die USA vollständig ausgleichen können – durch verstärkte Lieferungen in die Asean-Region (Association of Southeast Asian Nations) sowie durch deutlich mehr Exporte nach Afrika, in die EU und weitere Märkte. Selbst nachdem die Vorzieheffekte in den USA abgeklungen waren, sei das globale Handelsvolumen über dem Niveau des Vorjahres geblieben.
Verlagerung von Investitionen aus dem Ausland in den Heimatmarkt nicht erkennbar
Die Daten zu internationalen Unternehmensinvestitionen in der ersten Hälfte dieses Jahres zeichneten ein gemischtes Bild, heißt es, sie unterstrichen aber die allgemeine Widerstandsfähigkeit der globalen Wirtschaft.
Ein Trend zur Verlagerung von Investitionen aus dem Ausland in den Heimatmarkt ist laut der Studie nicht erkennbar. So habe sich der Anteil der M&A-Transaktionen über Ländergrenzen hinweg kaum verändert. Allerdings scheine die allgemeine Unsicherheit einige grenzüberschreitende Investitionen gebremst zu haben – vor allem kleinere Transaktionen und Neuinvestitionen im zweiten Quartal 2025.
Es wäre zwar ein Fehler, die aktuellen politischen Risiken für die Globalisierung außer Acht zu lassen. Aber es gibt keinen großflächigen Rückzug von Unternehmen aus dem internationalen Geschäft.
„Die bisherigen Trends im Handel und bei internationalen Unternehmensinvestitionen im Jahr 2025 sprechen nicht dafür, dass die Globalisierung den Rückwärtsgang eingelegt hat“, sagte Steven A. Altman; der Professor ist Direktor der DHL Initiative on Globalization am Center for the Future of Management der NYU Stern. „Es wäre zwar ein Fehler, die aktuellen politischen Risiken für die Globalisierung außer Acht zu lassen. Aber es gibt keinen großflächigen Rückzug von Unternehmen aus dem internationalen Geschäft." Der Handel überquere die längsten Distanzen, die je gemessen wurden. Und geopolitische Konflikte hätten nur einen kleinen Teil der weltweiten internationalen Aktivitäten beeinflusst. "Die aktuellen Daten zeigen, dass Unternehmen Chancen und Risiken einer vernetzten Welt aktiv managen, statt sich auf nationale oder regionale Märkte zurückzuziehen“, so Altman.
Keine tiefgreifende Spaltung zwischen den geopolitischen Blöcken
Obwohl 2024 die größte Zahl aktiver globaler Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnet wurde, zeigt der DHL-Tracker keine grundlegende Spaltung der Weltwirtschaft in rivalisierende geopolitische Blöcke. Zwar nehmen die direkten wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den USA und China gemäß der Studie weiter ab, und Russland sei weitgehend von westlich orientierten Volkswirtschaften abgekoppelt. Aber eine tiefgreifende Neuausrichtung der Weltwirtschaft entlang geopolitischer Linien sei bislang ausgeblieben.
Handel wird nicht regionaler
Obwohl vielfach anderes vermutet wird, zeigt der DHL-Tracker, dass der Handel nicht regionaler wird. Die durchschnittliche Entfernung, die gehandelte Waren zurückgelegt haben, sei in der ersten Hälfte dieses Jahres sogar auf einen neuen Rekord von etwa 5.000 Kilometern gestiegen. Der Anteil des Handels, der innerhalb der großen Weltregionen stattfindet, sei gleichzeitig auf ein Rekordtief von 51% gefallen. Ausländische Direktinvestitionen in Greenfield-Projekte entwickelten sich ebenfalls weniger regional.
Globalisierung auf Rekordniveau
Um den Grad der Globalisierung zu messen, analysiert der DHL Global Connectedness Tracker internationale Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme. Auf einer Skala von 0% (keine grenzüberschreitenden Ströme) bis 100% (Grenzen und Entfernungen haben keinerlei Einfluss) liegt der aktuelle Wert bei 25 % – und damit fast unverändert gegenüber dem bisherigen Höchststand von 2022.