US-Zölle treiben Preise und lassen Jobs wackeln
US-Zölle treiben Preise und lassen Jobs wackeln
US-Zölle treiben Preise und lassen Jobs wackeln
Große Verzögerung bei der Weitergabe der höheren Importkosten – Margendruck erhöht Entlassungsrisiko
lz Frankfurt
Während die Preiswirkungen der US-Zölle erst mit großer Verzögerung bei den amerikanischen Konsumenten ankommen, kann sich der Fiskus schon jetzt darüber freuen. Im August gingen beim US-Finanzministerium knapp 30 Mrd. Dollar an Zolleinnahmen ein. Vorher war ein Niveau von rund 7 Mrd. Dollar üblich. Seit Jahresbeginn hat der US-Fiskus schon 165 Mrd. Dollar über Zölle eingenommen, verglichen mit 69 Mrd. Dollar im gleichen Vorjahreszeitraum, wie Oxford Economics nachgerechnet hat. Importgüter werden statt wie vorher mit 4% im Schnitt mit rund 15% belastet.
Auch in den Details der Preisdaten sind die Zölle inzwischen angekommen. Allerdings herrscht noch eine gewisse Uneinigkeit unter den Ökonomen, wie stark sie tatsächlich durchgereicht werden. Schwierig ist dabei auch die von US-Präsident Donald Trump verursachte erratische Entwicklung der Zollhürden einzuschätzen. Erst am Mittwoch hatte Washington verfügt, dass die europäischen Autozölle rückwirkend zum 1. August von 27,5% auf 15% gesenkt werden, wie im US-EU-Deal vereinbart. Und nun kündigte Trump überraschend an, die Pharmazölle ab 1. Oktober auf 100% anzusetzen.

Es braucht zudem immer eine gewisse Zeit, bis sich die Preise anpassen. Denn der US-Importeur muss die Zölle zwar sofort zahlen, aber es ist unklar, wieviel davon letztlich die ausländischen Exporteure übernehmen, ob er selbst beim Weiterverkauf Preiszugeständnisse macht, und welche Preiserhöhungen überhaupt durchsetzbar sind. Noch länger dauert es bei den Vorprodukten, die dann auch amerikanische Erzeugnisse betreffen und Preisanpassungen nach sich ziehen werden.
Zölle erhöhen Inflation
Bisher, so die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz in einer Analyse, scheinen ausländische Lieferanten noch kaum Zugeständnisse gemacht zu haben. Denn die Importpreise, in denen die Zölle nicht enthalten sind, haben bislang kaum nachgegeben. Allenfalls bei chinesischen Gütern ist ein Preisabschlag festzustellen, während sie für deutsche Güter eher gestiegen sind.
Auf erste Preisreaktionen macht Allianz-Research aufmerksam. US-Verbraucher würden 3,6% mehr für Waren wie Möbel und bis zu 2,3% mehr für Autos, Bekleidung, Schmuck und Schuhe zahlen müssen. Insgesamt, so Oxford Economics, scheinen die Zölle die US-Kerninflation um 0,4 Prozentpunkte erhöht zu haben. Ohne die Zolleffekte läge sie bei 2,5% und nicht bei 2,9% wie aktuell.
Die Analysten halten eine noch stärkere Weitergabe der Zölle nicht für realistisch, weil die Verbraucher durch die lange Periode hoher Inflation „ermüdet“ seien und ihre Käufe eher weiter einschränken würden. Bisher hätten danach nur 54% der Zollkosten auf die Preise durchgeschlagen. Stattdessen würden die Margen der US-Unternehmen deutlich sinken.
Verzögerung von neun Monaten
Zölle stellen den Oxford-Ökonomen zufolge insofern „weniger ein Risiko für die Inflation dar, sondern sind ein noch größeres Risiko für den US-Arbeitsmarkt“. Selbst ohne ausländische Vergeltungsmaßnahmen würden die negativen Auswirkungen von Zöllen auf die Beschäftigung tendenziell überwiegen, sagen die Oxford-Ökonomen. Das aber zeige sich üblicherweise erst mit einer Verzögerung von sechs bis neun Monaten. Daten aus dem Handelskrieg der Trump-Regierung im Jahr 2018 würden das empirisch belegen – und stehen im Kontrast zu den Bekundungen, mehr US-Jobs schaffen zu wollen.
