ExklusivPrognose des Bankenverbands

US-Zollpolitik hat Konjunktur im Würgegriff

In der neuen Halbjahresprognose erwartet der Bankenverband BdB in den USA und dem Euroraum ein nachlassendes Wachstum. Leicht positive Impulse liefern die Zinssenkungen von Fed und EZB – sowie die angekündigten Mehrausgaben für Rüstung.

US-Zollpolitik hat Konjunktur im Würgegriff

Trump bremst Konjunktur

ba Frankfurt

Die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wird auch 2026 einer der Hauptrisikofaktoren für die globale Konjunktur bleiben. Die Leitzinssenkungen von Fed und EZB hingegen dürften allmählich Kreditwachstum und die Wirtschaft beleben. Die Chefvolkswirte der privaten Banken erwarten aber nur ein verhaltenes Wachstum, das sich global, in den USA und im Euroraum gegenüber dem laufenden Jahr abschwächen wird. In Deutschland hingegen dürfte es dank der Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz sowie der deutlich höheren Ausgaben für Verteidigung schwungvoller vorangehen, wie die neue halbjährliche Konjunkturprognose zeigt, die heute veröffentlicht wird und der Börsen-Zeitung vorab vorlag.

Deutlich unterdurchschnittlich

Die Weltwirtschaft, die sich angesichts der gravierenden Belastungen der vergangenen Monate überraschend robust gezeigt hatte, dürfte bis Ende 2026 bei 3,0% verharren nach 3,3% im vergangenen Jahr. Das sind allerdings 0,7 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der zurückliegenden Dekade (2010 bis Ende 2019).

Grundsätzlich bestünden „gute Voraussetzungen für eine zyklische Wirtschaftserholung in vielen Ländern“, nachdem auch die Unternehmensbilanzen in zahlreichen Industrie- und Schwellenländern gesund seien und sich in der Privatwirtschaft keine ernsthaften Ungleichgewichte aufgebaut hätten.

Für die US-Wirtschaft erwartet der BdB eine konjunkturelle Abschwächung, aber keine Rezession. Nach 1,8% in diesem Jahr – das ist 1 Punkt weniger als 2024 – wird für 2026 ein Absinken des Wachstums auf 1,6% prognostiziert.

Fed hat noch einiges vor sich

Konjunkturell stabilisierend, so heißt es beim BdB, werden die weiteren Zinssenkungen der US-Notenbank wirken. Bis zum Jahresende dürften das zwei Schritte um je 25 Basispunkte sein. Und auch im kommenden Jahr werde die Fed ihren Zinssenkungskurs fortsetzen, so dass zum Jahresende ein Leitzins von 3 bis 3,25 % erreicht werde.

Die Wirtschaft im Euroraum wird in diesem Jahr laut Prognose um 1,2%, kommendes Jahr dann um 1,1% zulegen. Treiber des Wachstums werden neben den wirtschaftlichen Folgen der EZB-Leitzinssenkungen die rekordniedrige Arbeitslosigkeit, der Tourismus, EU-Fördermittel sowie die erhöhten Verteidigungsausgaben sein. Zu den Belastungsfaktoren zählt der BdB die politischen Turbulenzen in Frankreich sowie steigende Kapitalmarktzinsen.

EZB am Ziel

Nachdem die Inflationsrate in den kommenden eineinhalb Jahren nur geringfügig um die 2%-Marke schwanken dürfte, sieht der BdB „bis Ende 2026 keine ernsthafte Notwendigkeit für eine Leitzinsänderung“.

Der deutschen Wirtschaft sagen die Chefvolkswirte für dieses Jahr ein Mini-Wachstum von 0,2% voraus, das allein vom privaten und von staatlichem Konsum getragen wird. 2026 werden dann die Anstiege beim Staatskonsum (2%) sowie der Ausrüstungs- (3,3%) und Bauinvestitionen (2,2%) für ein BIP-Plus von 1,4% sorgen.

Bundesregierung gefordert

Für 2026 und 2027 kalkuliert der BdB mit einem zusätzlichen gesamtwirtschaftlichen Wachstumseffekt aus den Fiskalpaketen der Bundesregierung von je 0,5 bis 0,8 Prozentpunkten. Wobei allerdings die tatsächliche gesamtwirtschaftliche Wirkung entscheidend von den begleitenden wirtschaftspolitischen Weichenstellungen der Bundesregierung abhängen, mahnen die Chefvolkswirte. 

BdB-Prognose