GfK-Konsumklima legt leicht zu

Verbraucher setzen auf höhere Einkommen

Die Verbraucher in Deutschland erwarten zwar höhere Einkommen und stoppen mit dieser Einschätzung den Sinkflug des GfK-Konsumklimas. Sie sparen aber weiter und sind noch weniger geneigt, größere Anschaffungen anzugehen.

Verbraucher setzen auf höhere Einkommen

Verbraucher setzen auf höhere Einkommen

GfK-Konsumklima legt leicht zu – Sparneigung fast unverändert – Anschaffungsneigung und Konjunkturerwartung sinken

Die Verbraucher in Deutschland erwarten zwar höhere Einkommen und stoppen mit dieser Einschätzung den Sinkflug des GfK-Konsumklimas. Sie sparen aber weiter und sind noch weniger geneigt, größere Anschaffungen anzugehen, zumal auch ihre Konjunkturhoffnungen zunehmend schwinden.

ba Frankfurt

Die deutschen Verbraucher erwarten im September aller Verunsicherung und Konjunkturflaute zum Trotz steigende Einkommen. Gleichwohl wollen sie weiter sparen und zeigen sich etwas weniger gewillt als zuletzt, größere Anschaffungen zu tätigen. Insgesamt stoppt damit aber Abwärtstrend des GfK-Konsumklimas. Die Nürnberger Forscher prognostizieren das Barometer für Oktober mit –22,3 Punkten, das sind 1,2 mehr als im September. Ökonomen hatten das erste Plus nach drei Rückgängen in Folge erwartet, aber nur einen Anstieg auf minus 23,3 Zähler auf dem Zettel.

Der Geldbeutel bleibt zu

„Nach wie vor weist das Konsumklima ein überaus niedriges Niveau auf“, betont allerdings NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. „Die geopolitische Lage, Sorgen um den Arbeitsplatz und wieder zunehmende Inflationsängste dürften einer durchgreifenden Erholung momentan eher im Wege stehen.“ Wesentlicher Grund für die aktuelle Verbesserung des Konsumklima-Indikators sei der Anstieg der Einkommenserwartung. Die Komponente sprang von 4 auf 15 Zähler und glich damit den Einbruch des Vormonats vollständig aus. Es sei aber „mehr als ungewiss“, ob dies den Beginn einer nachhaltigen Trendwende markiere, betonte Bürkl.

Die Anschaffungsneigung profitierte nicht von der deutlich gestiegenen Einkommenserwartung – im Gegenteil, der Teilindex gab um 1,5 auf –11,6 Punkte nach. Ein niedrigerer Zählerstand wurde mit –13 zuletzt im Juni 2024 gemessen. „Hohe Preise für Lebensmittel und Energie sorgen für eine anhaltende Kaufzurückhaltung“, analysieren die Marktforscher von NIM und GfK, die das Konsumklima zusammen herausgeben. Zusätzlich verstärke die geopolitische Lage die Verunsicherung und nehme den Konsumenten Planungssicherheit. „Daher halten es viele Verbraucher – in Anbetracht der allgemeinen Wirtschaftslage – derzeit für ungünstig, größere Anschaffungen wie etwa Möbel oder elektrische/elektronische Geräte zu tätigen.“

Schlecht für den Einzelhandel

Aber auch die zunehmenden Meldungen von Entlassungen bei Industrieunternehmen hätten ihren Anteil daran, dass das Konsumklima auf relativ niedrigem Niveau verharrt, ergänzt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Ebenso wie die Bundesregierung, „die bei Reformen und Investitionen nicht bereit zu sein scheint, das zu halten, was versprochen wurde“. Der Einzelhandel könne daher kaum von großen Umsatzzuwächsen ausgehen. „Da die Teuerung eingefangen ist, dürfte Geld trotz schlechter Laune dennoch ausgegeben werden“, hält Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, dagegen. Alles in allem erscheine die Konsumlaune weiterhin trüber zu sein als es die Konsumtätigkeit tatsächlich ist. „Die Stimmung bewegt sich weiter zwischen ‚Ich mag nicht‘ und ‚Vielleicht‘“, urteilt Krüger.

Pessimistischer Blick auf die Konjunktur

Die Konjunkturerwartungen für die kommenden zwölf Monate gaben weiter nach – der entsprechende Indikator fiel das dritte Mal in Folge, und zwar um 4,1 auf –1,4 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit diesem Januar, als es –1,6 Punkte waren. Ebenso wie die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, die in den vergangenen Wochen ihre Prognosen heruntergeschraubt haben, erwarten die Verbraucher „in nächster Zeit also keine durchgreifende Erholung der deutschen Wirtschaft“ heißt es bei NIM und GfK.

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten in ihrer Gemeinschaftsdiagnose ebenso wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,2%. Angesichts der Milliarden-Ausgaben der Bundesregierung dürfte das BIP 2026 um 1,3% zulegen, 2027 dann um 1,4%, heißt es in der Gemeinschaftsdiagnose. „Angesichts anhaltender struktureller Schwächen wird diese Dynamik allerdings nicht von Dauer sein“, mahnte Geraldine Dany-Knedlich, Konjunkturchefin des federführenden Berliner DIW. Hohe Energie- und Lohnstückkosten im internationalen Vergleich, Fachkräftemangel sowie eine weiter abnehmende Wettbewerbsfähigkeit würden die langfristigen Wachstumsaussichten weiter bremsen, schreiben die an der Prognosen beteiligten DIW, Ifo, IfW, RWI und IWH.

Ähnliches Bild im Euroraum

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist ähnlich zu jener in den europäischen Nachbarländern: Ein leichter Anstieg im September, aber immer noch unterdurchschnittlich. Die Schnellschätzung der EU-Kommission ergibt für September einen Anstieg des Verbrauchervertrauens für die 27 Länder der Europäischen Union um 0,5 auf EU –14,3 Punkte. Der Indikator für den Euroraum stieg um 0,6 auf –14,9 Zähler. „Langfristig betrachtet zeigt der Indikator jedoch seit April 2025 einen relativ stabilen Trend, der deutlich unter seinem historischen Durchschnitt liegt“, betont die Brüsseler Behörde.