Die Entscheidung, Margrethe Vestager zur EU-Superkommissarin aufzuwerten, indem man ihr neben Wettbewerb auch die Zuständigkeit für Digitales überträgt, hat reichlich Kritik provoziert. Zwar gibt es kaum jemand, der Vestagers Eignung für große Aufgaben in Abrede stellt – zumal die Dänin in ihrer Heimat schon einmal zeitgleich für Wirtschaft und Inneres zuständig gewesen ist. Allerdings gibt es viele, die davor warnen, den EU-Wettbewerbskommissar überhaupt mit Zusatzaufgaben zu betrauen. Schließlich seien wahlweise Glaubwürdigkeitsprobleme oder Interessenskonflikte zu befürchten, wenn ein und dasselbe Kommissionsmitglied morgens wirtschaftliche Interessen Europas fördern soll und nachmittags Marktführer aus Wettbewerbsgründen in die Schranken weisen muss. Vestager hat gestern mit einem klaren Signal geantwortet. Im Fall Broadcom hat sie das ungewöhnliche und strenge Mittel einer einstweiligen Maßnahme angeordnet. Deutlicher hätte sie nicht klarstellen können, dass sie auch weiterhin den nötigen Kampfgeist besitzt, sich mit großen Adressen anzulegen. fed