Konferenz "Zukunft Kapital 2026"

Von der Frühstart- zur Fehlstart-Rente

Das Rentenpaket wurde beschlossen. Doch die Debatte um die Altersvorsorge in Deutschland geht weiter: Instrumente wie die Frühstartrente werden beschränkt, weil sie zu teuer werden.

Von der Frühstart- zur Fehlstart-Rente

Von der Frühstart- zur Fehlstart-Rente

Templeton-Konferenz in Frankfurt zur Reform der Altersvorsorge – Schwedisches Modell als Vorbild für Deutschland?

Der Beschluss des Rentenpakets ist erst der Anfang: Vorschläge wie die Frühstartrente zeigen, wie teuer die staatlichen Anreize sind, die Vorsorge auf den Kapitalmarkt auszuweiten. Christian Lindner blickt auf das schwedische Vorbild und fordert auch hierzulande eine kapitalgedeckte Rente.

nb Frankfurt

Die schwarz-rote Koalition hat nach wochenlangem Ringen das Rentenpaket beschlossen. Die Debatte um die Altersvorsorge in Deutschland geht jedoch über die Haltelinie und die Mütterrente hinaus. Am Vorabend der Abstimmung im Bundestag diskutierte Christian Lindner, ehemaliger Finanzminister der Ampel-Koalition, mit Cvetelina Todorova, Abteilungsleiterin beim Deutschen Fondsverband (BVI), und Martin Stenger, Sales Director bei der Fondsgesellschaft Franklin Templeton auf einer Konferenz der US-Fondgesellschaft in Frankfurt zur Sicherheit der deutschen Altersvorsorge.

Ein kontroverser Punkt bei der staatlichen Altersvorsorge ist die sogenannte Frühstart-Rente. Was als Vorschlag der Wirtschaftsweisen zur Förderung der Finanzbildung in Deutschland startete, ist aufgrund knapper Kassen zunächst gekürzt worden. Laut dem Koalitionsvertrag sollen alle 6-18-Jährigen die Förderung erhalten: Zehn Euro pro Monat in ein individuelles privates Aktiendepot. Doch dieses Vorhaben hätte für alle Jahrgänge gut 1 Mrd. Euro im Jahr gekostet. Da die öffentlichen Kassen leer sind, hat sich die Koalition dafür entschieden, die Förderung erst schrittweise einzuführen. Somit soll die Förderung im kommenden Jahr erst einmal nur an die 6-Jährigen ausgezahlt werden und die anderen Jahrgänge später folgen.

Kritik an der Umsetzung

Die Idee, junge Menschen an die private Altersvorsorge heranzuführen, wird grundsätzlich von den Finanzmarktakteuren begrüßt, die konkrete Umsetzung durch die Politik jedoch häufig kritisiert. So mahnt Todorova vom BVI: „Es könnte eine Fehlstart-Rente werden“, denn sie sei sich nicht sicher, ob die Förderung in dieser Form überhaupt einen Unterschied mache. Konkret kritisiert sie, dass der Vorschlag aktuell vorsieht, dass der Staat eine Default-Lösung für diejenigen anbietet, deren Eltern keinen individuellen Fonds zur Besparung aussuchen. So funktioniere Finanzbildung nicht.

Christian Lindner geht der Vorschlag schlichtweg nicht weit genug: „Wenn man es ernst meint, sollte man bei null Jahren anfangen und ab 18 einen attraktiven Anschluss anbieten, denn wichtig sind die Jahre 18 bis 66“. Er mahnt außerdem, dass sich „die Deutschen arm sparen, weil der Großteil ihrer Vorsorge auf dem Girokonto liegt“. Für die Frühstart-Rente werden in diesem Jahr nur Eckpunkte beschlossen, bevor sie in einen Gesetzesentwurf gegossen werden.

Vorbild Schweden

Lindner betont, dass der Wachstumsverlust in Deutschland ein schleichender Prozess sei. Er blickt nach Schweden und mahnt: „Wir hätten vor 25 Jahren anfangen sollen. Warten sollten wir jedenfalls nicht mehr.“ In dem skandinavischem Land wurde vor 25 Jahren eine kapitalgedeckte Rente eingeführt, was heute ein besseres Rentenniveau sichert. Im deutschen Umlagesystem werde der Zinseszins-Effekt missachtet und damit auch keine Rendite erzielt, kritisiert der ehemalige Finanzminister.

Das deutsche Rentensystem basiert auf einem Drei-Säulen-Modell: Die gesetzliche Rentenversicherung, die durch Beiträge von Arbeitnehmern und -gebern finanziert wird, die betriebliche Altersvorsorge, die häufig eine Mischung aus einer Entgeltumwandlung des Bruttogehalts und einem Anteil der Arbeitgeber besteht und der privaten Altersvorsorge in Form von privaten Renten- oder Lebensversicherungen oder Investitionen in Immobilien oder Aktien.

Lindner sieht in kapitalbildenden Instrumenten die Möglichkeit, Verluste im Umlagesystem durch die dritte, private Säule auszugleichen. Außerdem bezeichnet er eine Rendite, die vom Kapitalmarkt abhängt als „Schlüssel für mehr Wirtschaftsfreundlichkeit in Deutschland“.